Adulte weibliche Rohrweihe im Überflug

Auf einer weiten Vernässungsfläche in der Nähe extensiv genutzter Weiden, haben sich auch die Rohrweihen im Juni blicken lassen. Das Foto zeigt ein schönes adultes Weibchen mit der für weibliche Individuen typischen Maske, die etwas an Jungvögel erinnert, dabei aber nicht ganz so kontrastreich und sauber wirkt. Außerdem zeigen die hellen Anteile der Gesichtsmaske bei jungen Vögeln viele Orangetöne.

Noch im 2. Kalenderjahr weisen vorjährige Jungvögel eine sehr dunkle Iris auf, die sich im weiteren Verlauf aufhellt und bei Weibchen im adulten Stadium von Braun bis so wie hier, sehr ähnlich den adulten Männchen, hellgelb reicht.

Mitte April auf Muschelkalk unterwegs Teil 2

Heute zeige ich euch den zweiten Teil von meiner Arteninventur auf einem Mager/Trockenrasen auf Muschelkalk am 12.04. und es geht um Schmetterlinge

Von einigen Arten wie dem Großen Fuchs (Nymphalis polychloros) habe ich nur Belegfotos zur Bestimmungsabsicherung gemacht, ebenso bei den Schwalbenschwänzen (Papilio machaon) – die ersten offiziell gemeldeten für Thüringen in 2024! Kommen wir nun zu den Fotos:

1. Eine schön zu bestimmende Art ist der Aurorafalter (Anthocharis cardamines), hier das Männchen. Oft vergessen wird, dass Weibchen keine orangen Flecken auf den Vorderflügeloberseiten zeigen, aber dafür ebenso das markant grüne Marmormuster auf den Flügelunterseiten. Hier sitzt er auf der Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und trinkt Nektar. Gleichzeitig ist diese Pflanze mit dem Wiesen-Schaumkraut die wichtigste Raupennahrungspflanze.

2. Ein vorjähriger C-Falter (Polygonia c-album) hat sich auf einer Wiesen-Schlüsselbume (Primula veris) ablichten lassen.

3. Der Dunkle Dickkopffalter (Erynnis tages) war auch schon unterwegs.

4. Besonders gefreut habe ich mich über den Kleinen Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) (4 Fotos). Der wissenschaftliche Artname ist ein gutes Beispiel dafür, dass Namen nur Schall und Rauch sind: Für Malve interessiert er sich nämlich nicht, dass tut der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae).

5. Eine tolle Charakterart dieses Biotop-Typs ist der Magerrasen-Perlmuttfalter (Boloria dia), der mit einer Spannweite von um die 30mm auch recht klein ist.

Mitte April auf Muschelkalk unterwegs Teil 1

Freitag war ich bei mir in der Gegend zum Tagfaltermonitoring, aber generell zur Artinventur, auf mageren Kalk-Trockenrasen unterwegs – sicher einer der wichtigsten und interessantesten sowie unterschätzten Lebensraumtypen in Deutschland! Heute im Teil 1 gibt es eine erste kurze Auswahl, im Teil 2 zeige ich euch ein paar Falter.

1. Das Bittere Kreuzblümchen (Polygala amara) sieht dem Gewöhnlichen Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) sehr ähnlich. Die Geschmacksprobe hat dann die Bestimmung abgesichert (was man nicht einfach so bei jeder Pflanze tun sollte!)

2. Nicht ganz so schön erwischt habe ich den ruhelosen Gefleckten Wollschweber (Bombylius discolor). Zwei weitere Arten, nämlich B. pictus als auch B. medius, besitzen ebenfalls Flecken auf den Flügeln. Eine sichere Bestimmung ist daher nur mit gut erkennbaren Makrofotos und dem Bestimmungsschlüssel von Klaus von der Dunk möglich.

3. Auch sehr häufig und oft für Verwirrung sorgend ist die Gewöhnliche Langbauchschwebfliege (Sphaerophoria scripta), bei der ich ernsthaft nur dazu raten kann, den wissenschaftlichen Namen zu nutzen, da es eine weitere ganz andere Schwebfliege unter dem gleichen Deutschen Trivialnamen gibt. Die Geschlechter sehen verschieden aus (hier ein Männchen) und als wäre das nicht genug, gibt es noch verschiedene Morphen dieser Art.

4. Der Gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris) gilt gemeinhin als insektenfreundlich, da er Pollen und Nektar bietet. Allerdings ist es kein heimisches Gewächs und so kann sich kein Insekt bzw. keine Schmetterlingsraupe daran entwickeln. Problematisch wie bei allen eingeführten oder künstlich gezüchteten Pflanzen ist die Verwilderung, die dann wie hier, außerhalb von Gärten vorkommt und den eigentlichen Pflanzengesellschaften Konkurrenz macht.

5. Hier ist der Wolli, der Große Wollschweber (Bombylius major) am Flieder zu sehen. Auch hier noch der Hinweis zu unzähligen Verwechslungsarten, vor allem mit B. fimbriatus, dessen Flügelmuster Richtung Rand die obere, zweite Zelle nicht mehr ganz ausfüllt, ansonsten recht gleich gemustert ist.

6. Es werden so dermaßen viele Blumen, vor allem (aber nicht nur) Hahnenfußgewächse als “Butterblume” bezeichnet, dass es nur zu Verwirrung führt. So wie auch bei dieser Art; es ist der Knollige Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus).

7. Eine wunderbare Pflanze und toll für Schmetterlinge ist der hier gezeigte Wundklee (Anthyllis vulneraria).

Gewusel im April

1. Ganz ohne Libellen muss man auch im Winter und Frühjahr nicht auskommen, denn die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) ist die einzige heimische Libellenart, die man auch zu dieser Zeit als Imago finden kann.

2. Es ist immer lohnenswert sich überfliegende Tauben genau anzuschauen, denn obwohl Hohltauben typische Waldvögel sind, kann man sie beim Zug, bei Wanderungen oder der Nahrungssuche auch außerhalb ihres Habitats antreffen.

3. Rohrweihen sind nicht nur in Gewässernähe zu beobachten, sondern bauen ihr Bodennest auch in Ufernähe, da sie es in dichten Schilfbeständen anlegen. Am Nestbau, für den Schilfrohr eingebracht wird, beteiligen sich beide Geschlechter des Brutpaares gleichermaßen. Allerdings legt sich das Männchen oft einen weiteren Platz an, der als Ruhe- und Futterplatz dient. Das Foto zeigt ein weibliches Individuum.

4. Die zu den Wühlmäusen gehörende Rötelmaus (siehe kurzer Schwanz), mag Habitate mit strukturiertem Unterholz und Versteckmöglichkeiten. Das findet sie nicht nur in Wäldern, sondern je nachdem auch auf Wiesen und Gärten. Im Gegensatz zur ähnlichen Erdmaus ist der Bauch deutlich hell, die Ohren ragen aus dem Fell heraus und das Rückenfall Rotbraun.

5. Die Situation in Deutschland mit aktuell nur noch 2.000-3.000 Brutpaaren und einem seit Jahrzehnten steilen Abwärtstrend wird in wenigen Jahren ohne konsequente Gegenmaßnahmen zu einem sicheren Aussterben führen. Auch in anderen mitteleuropäischen Ländern sieht es mitunter nicht besser aus. Hat der Steinschmätzer so hohe Ansprüche? Eher das Gegenteil ist der Fall: Als Habitat bevorzugt der Steinschmätzer offenes Gelände mit karger Vegetation und Nischen für die Brut wie Steinhaufen und Felsspalten. Geboten wird das von Heiden, ehem. Truppenübungsplätzen als Naturschutzgebieten, Steinhängen, Kies- und Sandgruben sowie steinigen Küsten.

Im Lebensraumverlust liegt dann auch die Ursache am Verschwinden dieser Art: Brachflächen werden zu Bauland (60 Ha werden täglich versiegelt), Sandheiden wachsen durch immer höhere Eutrophierung zu oder werden aufgeforstet (mehr Wald an sich muss nämlich keine ausschließlich positive Sache sein), ehem. Weiden werden zu Hochleistungswiesen oder Ackerland.

Kurzum, was uns Menschen als Fläche ungenutzt und verödet erscheint und „beackert“ und umgewandelt und effizient werden muss, ist genau das, was dem Steinschmätzer eig. schon ausreicht.

Hier ist ein Steinschmätzer im Prachtkleid Mitte April in passendem Habitat in einem NSG zu sehen.

    Alles im Blick

    Hat Herr Schwarzkehlchen auf seiner Ansitzwarte, zwei Paare konnte ich ausfindig machen.

    Unsere mitteleuropäischen Schwarzkehlchen sind Kurzstreckenzieher, die hauptsächlich im Mittelmeerraum überwintern, es werden aber auch vermehrt Fälle von Standvögeln beobachtet, die den Winter den Deutschland über hier bleiben. Zu bemerken ist aber auch, dass Schwarzkehlchen erst sehr spät in die Winterquartiere aufbrechen, oft erst im November. Die ersten Rückkehrer sind dabei schon ab Ende Februar bzw. Anfang März zu beobachten und zu hören.

    Beringung von Waldkauzküken

    Es war ein besonderes Erlebnis bei der Beringung zweier Waldkauzküken einer Nistkastenbrut von einer Scheune dabei gewesen zu sein. Die Beringung allgemein hilft nicht nur bei der Klärung von Fragen zum Zug- und Dispersionsverhalten von Vögeln, sondern auch dabei herauszufinden wie sich Individuen verpaaren und zusammenbleiben oder auch wie alt sie werden.

    Waldkäuze haben im Jahr nur ein Gelege, was bei schlechter Nahrungsversorgung oder bei zu später Neuverpaarung von den monogam lebenden Waldkäuzen (bspw. bei Tod eines Partners) auch ausfallen kann. Der Legebeginn ist sehr vom Standort abhängig, so fangen südeuropäische Waldkäuze wesentlich früher an als nordeuropäische. Für Mitteleuropa kann man sagen, dass mittlerweile Gelege ebenfalls schon Ende Januar angelegt werden, öfter jedoch im Februar und die meisten bis dato jedoch im März.

    Aber auch die Beuteversorgung und der Ernährungszustand des Weibchens spielt eine Rolle. Es wurde auch nachgewiesen, dass die Wühlmausdichte signifikant mit der Gelegegröße positiv korreliert: Je höher die Wühlmauspopulation, desto größer das Gelege, welches 1-7 (selten Eier umfasst. Die Populationskontrolle von Mäusen sollten wir also solchen gefiederten Experten überlassen, statt Gift in der Landschaft zu verstreuen und damit noch die Mäusejäger mit zu vergiften.

    Die Eier werden dann erst nach dem 2. oder 3. Ei bebrütet und damit ist der Entwicklungsunterschied der Jungen nicht ganz so extrem wie bspw. bei der Schleiereule, die sofort ab dem 1. Ei brütet, aber doch deutlicher als bei Arten, die erst kurz vor oder am Abschluss des Geleges brüten wie bspw. Sperlingskäuze.

    Kleine Oase

    Auf einer kleinen feuchten Bodensenke, die als Ackerbrache nicht bewirtschaftet wird, finden sich sowohl zu den Zug-, aber auch Brutzeiten viele Vögel und auch besonders seltene und geschützte Arten ein, was den Wert solcher eigentlich sehr kleiner Maßnahmen unterstreicht. Anfang April waren hier 2 Waldwasserläufer und mind. 1 Flussregenpfeifer auszumachen.

    Die Primärhabitate vom Flussregenpfeifer sind so gut wie nicht mehr bzw. nur noch rudimentär vorhanden: weite Kies- und Sandflächen an natürlichen Flussläufen, unbewachsene Inselchen, gelegentlich überschwemmte und offene Auwaldflächen an Flüssen. Mittlerweile findet sich die Art oft auf Sekundärhabitaten wie Dächern, Kiesgruben oder Baustellen ein, was eine Menge neuer Gefahren durch Bauaktivitäten, Freizeitdruck oder bei Dächern die Gefahr mit sich bringt zuviel Hitze abzubekommen bzw. dass die Küken in einer Falle sitzen und als nicht flüggen Nestfüchter keine Nahrung finden. Umso schöner, dass auf dieser Brachfläche sogar gebrütet wird.

    Der Waldwasserläufer ist als Brutvogel extrem selten in Deutschland, dafür auf dem Zug regelmäßig anzutreffen. Man findet ihn dabei im Binnenland meist auf feuchten Schlammflächen und Brachen, wo er bei der Nahrungssuche witzig mit dem Hinterteil wippt Zur Abgrenzung ähnlicher Arten, vor allem von Flussufer- und Bruchwasserläufer, sind folgende Merkmale wichtig:

    -reinweißer Bauch & Brust (schmutzige Brustfleckung des Bruchwasserläufers geht ins Bauchgefieder über)

    -weiße Zügel, kein Über- oder Hinteraugenstreif (Abgrenzung zu Flussufer- und Bruchwasserläufer)

    -filigrane weiße Punkte (wie Sterne) auf dem Rückengefieder (Bruchwasserläufer grobe weiße Flecke, Flussuferläufer hellbraune Federsäume)

    -wirkt generell sehr kontrastreich (Flussufer- und Bruchwasserläufer weniger stark)

    -kein weißer Keil an Schulter (Abgrenzung zu Flussuferläufer)

    Bluthänfling veranstalten eine Knusperparty in der Wald-Kiefer

    Eine interessante Beobachtung konnte ich Anfang April machen, als ein Trupp Stieglitze zusammen mit den hier gezeigten Bluthänflingen in einer Wald-Kiefer waren und an den Kiefernzapfen geknuspert haben. Für gewöhnlich nutzen männliche Bluthänflinge Bäume als Sitzwarten für den Gesang, ihre Nahrung suchen sie eher am Boden und an Stauden. In einer ornithologischen Beobachtungs-Mitteilung der OGBW von W. Nothdurft (2016) wird auch nach Sichtung der Literatur darauf verwiesen, dass Koniferenzapfen eher selten auf dem Speiseplan stehen, eine Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) wird nicht erwähnt. Keine Überraschung, die Schnäbel sind daran auch nicht adaptiert, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen

    Wenn es im Gebüsch klappert

    Na dann wird es wohl die Klappergrasmücke sein, denn ihren Deutschen Trivialnamen hat sie aufgrund ihres Gesangs erhalten. Die Fotos sind von Anfang April und ab der Zeit kann auch man wieder mit ihnen im Land rechnen, da sie dann vom Winterquartier zurückkommen. Wie die verwandte Gartengrasmücke und Dorngrasmücke, ist auch die Klappergrasmücke ein Langstreckenzieher, dessen Überwinterungsquartier von Nordost-Afrika bis im Osten südlich der Sahara reicht.

    Früher bekam die Klappergrasmücke vom Volksmund den Namen Zaungrasmücke, was darauf zurückzuführen ist, dass sie einst ein häufiger Gartenvogel war. Das waren allerdings Zeiten vor millimeterkurzen Rasen, Mährobotern, Giftausbringung, einer Ordnung wie im Wohnzimmer und daraus folgender Strukturarmut und nicht zuletzt auch vor Zeiten in denen mehr eingeschleppte bzw. künstlich gezüchtete als heimische Gewächse in den Gärten waren. Die Klappergrasmücke ernährt sich nämlich im Sommer von Insekten und Spinnen, die sie oft in unaufgeräumten Laub- und Strauchecken findet und ab Herbst dann gerne von Beeren und Sämereien. Damit erfüllen heutige Gärten in weiten Teilen nicht mehr ihre Lebensraumansprüche.

    Während dieser ehemalige Gartenvogel also sogar so bekannt war, dass der Volksmund ihm einen eigenen Namen gab, so ist er heutzutage außerhalb ornithologisch interessierter Kreise nur noch wenigen Leuten bekannt. Also Augen oder besser Ohren auf, wenn es aus einem Busch ab April klappert

    Nicht jeder, der untertaucht, hat etwas zu verbergen ;-)

    So wie dieser männliche Gänsesäger, der Anfang März über die Saale schipperte. Vor dem wortwörtlichen Untertauchen zeigen Gänsesäger ein interessantes Verhalten: Sie halten beim Schwimmen den Kopf unter Wasser und suchen die nähere Umgebung nach lohnenswerter potenzieller Beute, also kleine Fische, ab. Wenn nichts in Sicht ist oder der voraussichtliche Jagderfolg zu gering, dann wird keine Energie für einen Tauchgang verschwendet und weitergesucht. Diese Verhalten, was an Schnorcheln erinnert, kann man auf dem dritten Foto sehen.