Rohrammer am Knuspern

Dieses Rohrammer-Männchen habe ich letzten November beim Knuspern fotografiert und aufgrund der Jahreszeit sieht man es im Schlichtkleid. Im Sommerhalbjahr zeigt sich das Gefieder dann wieder stark kontrastierend mit einem schwarzen Kopf und weißen Hals. Das Weibchen ist nicht so kontrastreich gefärbt und auch am Kopf in Brauntönen gehalten, durch Bart- und Überaugenstreifen aber sehr hübsch gemustert.

Durch das große Verbreitungsgebiet der Rohrammer ist die Art an sich sowohl Standvogel, Teilzieher und Zugvogel. Bei uns in Deutschland kann man sie zu den Teilziehern zählen: Der überwiegende Teil zieht in den Mittelmeerraum, einige – vor allem Männchen – bleiben im Revier. Zuwachs bekommen sie im Winter von einigen Gästen aus Skandinavien. So kann man Rohrammern auch im Winter beobachten, allerdings machen sie im Gegensatz zum Sommerhalbjahr nicht mit dem Gesang auf sich aufmerksam, sodass man jeder Bewegung im Schilf nachspüren sollte.

Herr Buntspecht am Rufplatz

Dieser männliche Buntspecht hat sein Revier im November von der Spitze eines Baumes aus markiert, indem er die typischen einsilben Ruflaute „Tschüpp!“ erklingen ließ. Das ist übrigens auch der Ruf bzw. Imitation, den einige Buchfinken-Männchen ans Ende ihres Gesanges setzen.

Die Balz beim Buntspecht gleicht einer Drohbalz, da Buntspechte ausgesprochene Einzelgänger sind und eine Weile brauchen, um sich an einen Partner zu gewöhnen. So ist jeder Buntspecht vor allem in der Anfangsphase im stetigen Wechselbad zwischen dem Drang sein Revier gegen jeden Artgenossen zu verteidigen und dem Sexualdrang, um einen Partner zu werben. Balzende Spechte erkennt man dann auch daran, dass sie in wilden Verfolgungsjagden durch die Gegend düsen und sich kletternd sowie hüpfend an Baumstämmen und Ästen jagen.

Auch interessant bei der Balz der Buntspechte ist die Tatsache, dass es hier bei den Rollen der Geschlechter ein wenig anders läuft als meisten: Das Männchen hält zwar ein Revier, aber mehrere Weibchen konkurrieren dabei um ein Männchen mitsamt Territorium. Als Sieger gehen meist ältere Weibchen mit Bruterfahrung hervor.

Turmfrau auf dem Ansitz

An diesem Novembertag, in einem einem Kies-Seengebiet in Thüringen, hat sich der Nebel erst nach 12 Uhr mittags verzogen. Und so war meine erste nebelfreie und gute Aufnahme die hübsche Turmfalken-Dame auf den Fotos.

Turmfalken beobachtet man im Winter nicht so oft wie im Sommer, was mehrere Gründe hat. Zum einen verzichten sie im Winter meist auf den energieaufwendigen Rüttelflug und präferieren die Jagd von einer Ansitzwarte aus. Zum anderen gibt es in Mitteleuropa auch viele sogenannte Streif- bzw. Strichvögel, d.h. sie ziehen nicht in ein bestimmtes Überwinterungsgebiet oder weit weg, sondern streifen in geographischer Nähe auf der Suche nach einem besseren Nahrungsangebot (bspw. Felder mit mehr Mäusen) oder wärmeren Gebieten (bspw. Innenstädte) umher und begeben sich lediglich in einen anderen „Landstrich“ – Vom „Umherstreifen“ und „Landstrichen“ kommen dann auch die beiden synonymen Begriffe.

Mitunter gilt der Turmfalke allerdings auch Teilzieher, da die oben genannten Begriffe nicht klar definiert sind, aber auch, weil ein Teil der Population in den Mittelmeerraum zieht und ein anderer bleibt. Je weiter man Richtung Nord- und Osteuropa geht, desto ausgeprägter ist das Zugverhalten, scharfe Grenzen gibt es dabei nicht. Und dann gibt es natürlich noch, wie auch bei einigen klassischen Arten, die oft als Standvögel oder Wintervögel bezeichnet werden, noch die Gäste aus dem Norden, die bei uns bleiben und mitunter anstelle von unseren weggezogenen Brutvögeln auftreten. Das Rotkehlchen wäre ein weiteres Beispiel dafür.

Der „Turmi“ ist damit ein tolles Beispiel dafür wie schwierig menschengemachte Schubladen in der Natur sind und wie komplex speziell das Zugverhalten von Vögeln ist und ein einzelner Begriff meist nicht ausreicht, um eine Antwort auf die Frage nach dem Zugverhalten zu geben.

Der kleine Wusel landete neben mir

Als ich letzten November wegen Wintergästen in einem Gebiet mit Kiesgruben-Gewässern war, ist der Zaunkönig neben mir gelandet. Oft sieht man nur etwas braunes am Boden herumhuschen – tatsächlich erinnert er damit oft eher an eine Maus als einen Vogel. Man findet ihn nie weit oben in Bäumen, dafür in gut strukturierten Wäldern im Unterholz und auch sehr oft in Ufernähe zwischen Vegetation, Totholz und Wurzeln.

Hören kann man ihn aber sehr oft und leicht, da er zum Einen sein Revier mit einem komplexen sowie lautem Gesang verteidigt und darin immer ein markantes Schnarren zum Besten gibt (trrrrrrr), man zum Anderen auch oft seine harten und lauten Rufe hören kann: tek-tek-tek. Bei besonders großer Erregung oder Störung, können diese Einzelrufe auch zu einer pausenlos ratternden Reihe verschmelzen. Man könnte auch sagen, dass seine Rufe wie eine härtere und lautere Version vom weichen Rotkehlchen-Ticksen klingen.

Unscheinbar im Federkleid, markant im Gesang

Bei den Rohrsängern gibt es in der Morphologie wie auch beim Gesang einige Gemeinsamkeiten und die Bestimmung kann besonders bei den beiden Arten Teichrohrsänger und Sumpfrohrsänger knifflig werden. Hier können wir, leider etwas entfernt, den Sumpfrohrsänger sehen wie dieser uns auch zugleich zeigt, warum er so heißt: Er saß im Sumpf an einem Rohr und hat gesungen

Aber im Ernst: Im Gegensatz zum Verwandten Teichrohrsänger, ist dieser Geselle hier nicht so sehr an Wasser und Schilf gebunden und findet auch in Hochstaudenfluren mit bspw. Brennnesseln oder Rainfarn ein passendes Habitat – Die Pflanzenart an sich ist dabei weniger wichtig, als die Tatsache, dass diese hoch und dicht wachsen. Orte mit solchen Merkmalen sind u.a. Bachufer, Ruderalflächen oder große verwilderte Gärten.

Während der „Gesang“ der meisten Rohrsänger aus sich wiederholenden knarzenden und knarrenden rhythmischen Lauten besteht, ist der vom Sumpfrohrsänger einmalig, da dieser minutenlang ohne Pause eine Imitation nach der anderen von sich gibt. Der Gesang hat einen sehr schwätzigen Charakter, ein schnelles Tempo und viele verschiedene Töne. Die Imitationen werden oft in sich wiederholenden Serien wiedergegeben.

Eigene Motive finden sich höchstens durch eingeworfene Ruflaute. Selbst Stare dagegen weisen eine Menge eigener arttypischer Laute auf.

Man konnte bislang sage und schreibe 212 imitierte Arten nachweisen – 113 davon aus dem afrikanischen Überwinterungsgebiet.

Fotos vom Mai ’22

Kleines Drachenpärchen vom letzten Mai

Dieses hübsche Zauneidechsen-Pärchen konnte ich letzten Mai an einer Stelle in Saalenähe fotografieren, an der ich immer mal welche finde. Männchen und Weibchen kann man bei Zauneidechsen gut unterscheiden: Weibchen sind am Rücken braun bis graubraun gefärbt und haben einen weißlich bis gelblichen Bauch.
Bei den Männchen ist der Bauch grün und zur Paarungszeit (wie hier) zusätzlich noch die Flanken, Kehle und in manchen Fällen auch der Rest vom Körper.

Zur Paarung im Frühling (März bis Mai) gehört der Paarungs- bzw. Flankenbiss dazu: Das Männchen hält sich mittels Biss am Weibchen fest und beißt sich auf diese Weise immer weiter nach vorn am Körper, bis es zur Kopulation kommt. Zu Verletzungen kommt es dabei i.d.R. nicht.

Und noch einmal Wintereulenfalter im März

Heute der letzte Beitrag vom 3. abendlichen Ausflug. In dem Gebiet war dieses Mal nicht ganz soviel los, aber dafür war die schöne Schwarzgefleckte Wintereule mal wieder dabei.
Zu hören war auch ein miteinander kommunizierendes Waldkauzpärchen; das Männchen ist wahrscheinlich gerade am Nest angekommen und das Weibchen hat geantwortet.

Auch die gruseligen und bellenden Schrecklaute von Rehen konnte ich aus der Nähe hören. Wer wirklich mal grausige Waldgeräusche hören will, sollte Eulen und Co vergessen – Rehe sind die echten Gruselmeister

HIER könnt ihr euch eine Aufnahme, die ich von so einem bellenden Reh angefertigt habe, anhören.

Foto 1 zeigt die Satellit-Wintereule (Eupsilia transversa)

Foto 2 ist ein Individuum der Schwarzgefleckten Wintereule (Conistra rubiginosa)

Der Rest ist wieder unsere gute Bekannte, die Veränderliche Wintereule (Conistra vaccinii).

Wintereulenparty im März – Teil 2

Heute zeige ich euch die Ausbeute vom zweiten abendlichen Ausflug mit Nachtfalter-Köderung. Dieses Mal war das Wetter ein wenig gnädiger und es hat später nur etwas genieselt. Bei Vogelfreunden sollte bei der Kombination März + Dämmerung + Wald etwas klingeln: Denn da sind potenziell auch balzende Nachtvögel zu hören. Dieses Mal konnten wir immerhin den Waldkauz ausmachen und einen Vogel, der noch seltener zu hören ist und sehr zurückgezogen und still lebt: Die Waldschnepfe Sie wird ab der Dämmerung aktiv und ihre Rufe sind eigentlich nur zum Schnepfenstrich – der Balz – im März zu hören, da fliegen sie auch öfter mal über offene Stellen im Wald, ansonsten sitzen sie nämlich tagsüber verborgen und getarnt auf dem Waldboden.

Fotos gibt es wieder reichlich von den Eulenfaltern zu sehen und es gab auch kleinere Neuentdeckungen und Überraschungen für uns.

Fotos 1&2 zeigt einen nicht geköderten Nachtfalter, den ich zufällig an einem Baum, genauer gesagt einer Buche, ruhend gesehen habe: Die Buchenmotte (Diurnea fagella). Es waren zwei Individuen und beides waren Männchen. Bei dieser Art gibt es wie bei einigen wenigen anderen Faltern auch einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus in der Anatomie und Verhaltensbiologie: Die Weibchen haben extrem verkürzte Flügel, sehen anders aus und sind flugunfähig. Die Art ist häufig und anspruchslos, wird aber nicht so oft entdeckt und gemeldet; ähnlich wie bei allen Kleinschmetterlingen.

Fotos 3&4 zeigen wieder Satellit-Wintereulen (Eupsilia transversa). Auf dem ersten Foto sieht man wie sie mit den Flügeln vibriert, um sich aufzuwärmen und für den Abflug bereit zu machen. Das zweite Foto zeigt ein Individuum, über das wir uns besonders gefreut haben, da die “Satellitenflecke” hier deutlich orange gefärbt sind

Bei den Fotos 5&6 war bei der Bestimmung ein zweiter genauer Blick notwendig, denn es handelt sich um die Zweifleck-Kätzcheneule (Anorthoa munda). Dieses abgeflogene Individuum ist eine gute Erinnerung daran nicht zu vergessen, dass Merkmale durch Schuppenverlust undeutlich werden können und ggf. nur noch in Spuren zu erkennen sind.

Die restlichen Fotos zeigen allesamt die Veränderliche Wintereule (Conistra vaccinii) in allen möglichen Variationen und nur eine kleine Auswahl, denn ganze 16 (!) Individuen konnten wir zählen und fotografieren; die nah verwandte Gebüsch-Wintereule (Conistra ligula) war nicht dabei.

Wintereulenparty im März – Teil 1

Um auch mal die Tiere der Nacht kartieren und beobachten zu können, waren wir zwei Mal bei Beginn der Dämmerung und nach Sonnenuntergang in einem jeweils anderen schönen und strukturierten Waldgebiet unterwegs. Ausflug 1 verlief nasser als gedacht (verdammte Wettervorhersage!) – die gefiederten Eulen fliegen und balzen da nicht. Aber zum Glück sind die anderen Eulen, genauer gesagt Eulenfalter (Noctuidae), auf unsere Köder angesprungen und haben sich gezeigt Der Köder ist selbst hergestellt und im Prinzip nichts anderes als eine Nachstellung ihrer sonstigen Nahrung, die sie mit dem Saugrüssel aufnehmen: vergorenes Obst.

Um diese Zeit kann man Eulenfalter der Unterfamilie Xylenina sehen, primär Wintereulen der Gattung Conistra, aber auch ein paar andere. Wintereulen schlüpfen wie die Herbsteulen auch im Herbst, überdauern den Winter allerdings als Imagos (Falter) und sind auch aktiv, solange die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen.

Eulenfalter gehören wie bspw. auch die Spanner oder Bärenspinner ebenfalls zu den Schmetterlingen und unter den Schmetterlingen zu den Großschmetterlingen wie auch die bekannten Edel(Tag)Falter und nicht zu den Motten, welche Kleinschmetterlinge sind.

Fotos 1&2 zeigen jeweils ein anderes Individuum der verbreiteten, aber nicht häufigen Rost-Wintereule (Conistra rubiginea). Unser seltenster Fund des Abends und eine wirklich hübsche Eule.

Fotos 3-5 zeigen jeweils ein anderes Individuum der sehr markanten und schönen Satellit-Wintereule (Eupsilia transversa).

Foto 6 zeigt meinen Favoriten von dem Abend; die Schwarzgefleckte Wintereule (Conistra rubiginosa).

Der Rest ist eine Auswahl von den 8 Individuen der Veränderlichen bzw. Heidelbeer Wintereule (Conistra vaccinii), die wir an den Ködern vorgefunden haben. Wie man sehen kann, passt der deutsche Trivialname “Veränderliche Wintereule” verdammt gut, denn sie weist eine extrem große morphologische Bandbreite auf. Große Ähnlichkeit besteht mit Conistra ligura, hier sollte man vor allem auf den Apex schauen. Bei unseren Individuen war keiner spitz und alle gerundet; also alles C. vaccinii.

Falter, Skorpionsfliegen und der Wolli im Mai

Im heutigen Beitrag geht es um ein paar wirklich schöne Insekten, die ich letzten Mai ablichten konnte.

Foto 1 zeigt den schön geformten C-Falter.

Die Fotos 2&3 zeigen je eine Deutsche Skorpionsfliege. Zuerst das Männchen, zu erkennen am verdickten und namensgebenden Genitalsegment und dann das Weibchen mit dem geraden Hinterleibsende. Bei der Bestimmung von Skorpionsfliegen sind gute Fotos obligatorisch und hilfreich ist Bestimmungsliteratur wie bspw. https://naturwerke.net/?beitrag=1165 . Das Weibchen sitzt übrigens auf den Blüten der Großen Sternmiere.

Fotos 4, 5 & 6 zeigen den Graubinden-Labkrautspanner (Epirrhoea alternata). Er ist leicht zu verwechseln mit der nicht so häufig vorkommenden Zwillingsart Weißbinden-Labkrautspanner (Epirrhoea rivata), hat aber im Gegensatz zu diesem nie ein reines weißes Band.

Foto 7 ist der Wolli Genauer gesagt der Große Wollschweber. Wenn er etwas kleiner wäre und vor allem Flecken statt ein durchgehendes dunkles Band-Muster auf den Flügeln hätte, wäre es der Gefleckte Wollschweber.

Foto 8 zeigt einen unserer häufigen Weißlinge, den Grünader- bzw Rapsweißling. Die Art fliegt bei uns id.R. in zwei Generationen, wobei die namensgebenden grün geschuppten Adern der Flügelunterseiten bei der ersten Generation wesentlich stärker ausgeprägt sind.

Foto 9 zeigt den schönen Zitronenfalter. Da sie zu den wenigen Schmetterlingen gehören, die als Imagos überwintern, konnte man Zitronenfalter dieses Jahr bei der ungewöhnlich frühen Wärmwelle schon sehr zeitig fliegen sehen.