Vordergrund macht Kohlmeise gesund

…in Anspielung auf den alten Fotografenspruch.

Kohlmeisen sind sehr häufig und ebenso bekannt, nicht ganz so bekannt ist wie variantenreich ihre Rufe und einfachen Gesänge auffallen können, da sie auch gerne mal andere Vögel imitieren. Bekannt und schon mehrfach selbst erlebt habe ich die Imitation von klassischen Sumpfmeisenrufen durch die Kohlmeise. Auch eine Tannenmeise kann unter den Imitationen mit dabei sein, zumal diese erwähnten Arten auch teilweise das Habitat teilen und gemeinsam in einem Gebiet vorkommen.

Bei der auditiven Artbestimmung im Feld sollte man auch beim einsilbigen “Pink!” Ruf aufpassen, da dieser ziemlich exakt wie der vom Buchfink klingt. Meist lassen Kohlmeisen aber noch ihr typischen Meisengezeter bzw. -gemecker erklingen.

Die Kohlmeise ist auch ein schönes Beispiel für Dialekte, da sie zum einen weit verbreitet ist, zum anderen aber so einen einfachen Gesang hat, dass Vergleiche von Aufnahmen aus verschiedenen Regionen schnell die Unterschiede anzeigen, denn im Prinzip besteht der Gesang ja nur aus zwei Tönen. Hier ist Plattform Xeno Canto zu empfehlen und dort kann man sich einmal selbst die Unterschiede der Gesänge je nach Region anhören. Zu beachten ist, dass auch innerhalb einer Region in unterschiedlichen Habitaten unterschiedliche Gesänge beobachtet wurden. Dazu kommt, dass durch Zugverhalten, Wanderungen und Verwehungen lokale Populationen auch immer wieder Besuch von weiter her bekommen, die dort dann als Brutvögel bleiben.

Einige Beispiele zur Variation des Kohlmeisengesangs ohne Imitation:

Deutschland, häufigster Gesang

Deutschland

Ukraine

Schweden

England

Frankreich

Ein weiterer Tipp für alle Kohlmeisen-, Vogel und Naturfreunde ist die Doku “Kleine Meise ganz groß”, welche aktuell auch noch in der ARD Mediathek abrufbar ist.

Das Geheimnis unserer Blaumeisen

Wenn man die bei uns häufigen Blaumeisen beobachtet, stellt sich irgendwann unwillkürlich die Frage, wie sie sich eigentlich untereinander wahrnehmen und unterscheiden, da der Geschlechtsdimorphismus in den Gefiedermerkmalen äußerst schwach ausgeprägt und kaum zweifelsfrei zu erkennen ist. Es ist nun schon länger bekannt, dass viele Vögel, wenn auch bei weitem nicht alle, im UV-Bereich sehen können. Da könnte es doch sein, dass Blaumeisenweibchen und -männchen durchaus unterschiedlich aussehen und nur wir Menschen das mit unserem begrenzten Umfang bei der Wahrnehmung von Lichtwellen (sichtbares Licht) nicht sehen.

Genau das wurde auch in zwei Studien bei der Untersuchung mit UV-Licht nachgewiesen: In „Ultraviolet Sexual Dimorphism and Assortative Mating in Blue Tits” (Andersson et al. 1998) und „Blue tits are ultraviolet tits“ (Hunt et al. 1998). Dies stellt aber auch unter Vögeln eine Besonderheit dar. In einer Untersuchung auf UV-Reflektivität des Gefieders und auf die Fähigkeit zur UV-Licht-Wahrnehmung, hat man bei der Untersuchung von knapp 1.000 Arten aus 23 verschiedenen Ordnungen, keinen einzigen anderen Fall dieser Art von „verstecktem“ Sexualdimorphismus gefunden. Das ist also eine echte Besonderheit unserer kleinen Blaumeise und vielleicht weniger anderer Arten, die man bisher noch nicht untersucht hat (Studies on UV reflection in feathers of some 1000 bird species: are UV peaks in feathers correlated with violet-sensitive and ultraviolet-sensitive cones?; Peter Mullen & Georg Pohland, 2007).

Am Boden und in der Luft

Auf den beiden Fotos vom letzten November, die bei Eiseskälte im gleichen Gebiet entstanden sind, kann man den Buchfink und die Graugans sehen.

So wie auf dem Foto kann man Buchfinken meistens beobachten, wenn sie nicht gerade auf dem Baum sitzen und die Männchen ihr Lied schmettern: nahrungssuchend auf dem Boden. Dort suchen sie nach Samen und Baumfrüchten wie bspw. Bucheckern, die sie mit ihrem kräftigen Finkenschnabel aufbrechen. Sie kommen bei einer Fütterung im Garten oder Park eher selten direkt ans Futterhaus, sondern lesen die heruntergefallen Leckereien lieber vom Boden auf. Im Sommerhalbjahr stehen auch Insekten, meistens Raupen, auf dem Speiseplan.

Graugänse fliegen auf dem Zug in einer typischen V-Formation, bei der sie stetig ihre Positionen untereinander wechseln, sodass jeder einmal im Windschatten fliegen und Energie sparen kann. Immerhin müssen sie je nach Ernährungszustand und Geschlecht zwischen 3-4Kg durch die Luft bekommen!

Da zeigt er mir den Allerwertesten

Auf dem dritten Foto kann man sehen, was der kleine Zaunkönig wohl vom Fotoshooting hielt Es war ein eisiger Tag Mitte letzten Novembers und hauptsächlich solche kleinen Vögel sind von lang anhaltenden tiefen Temperaturen gefährdet, da sie ein ungünstiges Verhältnis von kleinem Körpervolumen zu großer Körperoberfläche haben.

Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass Vögel im Winter wegen der Kälte ziehen – tatsächlich geht es (wie bei Winterschlaf haltenden Säugern) ausschließlich um die Verfügbarkeit von Nahrung. Die meisten Vögel sind ausreichend gegen Kälte isoliert und haben im Gegensatz (bisher wurde das bei Meisen bewiesen) die Möglichkeit ihre Mitochondrien-Zahl bei Kälte einfach zu erhöhen. Zudem besitzen sie auch welche in den Blutzellen – Dieses Heizsystem haben wir Menschen nicht. Der Zaunkönig gehört wie auch die Goldhähnchen, Schwanzmeisen und Baumläufer zu den kleinen Vogelarten, die ihren Wärmeverlust im Winter dadurch kompensieren, dass sie sich an einem geschützten Schlafplatz mit Artgenossen zusammenkuscheln. Da ist dann sogar der kleine, revierstarke und vorlaute Zaunkönig mal ruhig

Als Weichfresser ist der Zaunkönig nicht ein ganz so breit aufgestellter Generalist wie bspw. die Kohlmeise, aber auch kein reiner Spezialist. Während er im Sommerhalbjahr hauptsächlich nach kleinen Gliederfüßern (Insekten, Spinnen) pickt, muss er im Winter deren Larven bzw. Eier ausfindig machen und kommt auch nicht drum herum vegetarische Kost wie Beeren, kleine Sämereien usw. zu suchen. Mit hartschaliger Kost wie Sonnenblumenkernen oder Nüssen kann er allerdings nicht viel anfangen.

Und so schafft er es auch bei uns durch den Winter, denn die meisten unserer Zaunkönige bleiben hier.

Was schwimmt und macht MEP?

Die Schnatterente! Auf den ersten beiden Fotos von einem eisigen Novembertag letzten Jahres, kann man ein Pärchen sehen und auf dem letzten Bild den Nachwuchs im ersten Kalenderjahr. Die älteste bislang in freier Wildbahn angetroffene Schnatterente hat es auf ein Alter von 22 Jahren geschafft.

Ihr Nest legen die Schnatterenten in Ufernähe, aber in einem trockenen und dicht bewachsenen Bereich am Boden an und polstern es mit Dunen aus. Dabei werden für gewöhnlich 8-12 Eier bei der einmal jährlich stattfinden Brut gelegt.

Süßer als Zucker – Schwanzmeisen-Verband im letzten Mai

Die geselligen Schwanzmeisen sitzen im Stammbaum zwar nicht weit von den echten Meisen entfernt, gehören aber in ihre eigene namensgebende Familie. Schwanzmeisen haben nicht nur ein ausgeprägtes, sondern auch ein hochinteressantes Sozialverhalten mit einigen Besonderheiten, denn bei der Aufzucht, genauer gesagt der Fütterung, der Jungen bekommt ein Schwanzmeisenpaar gelegentlich Hilfe von Artgenossen! Das sind Individuen, die nicht gebrütet haben oder deren eigene Brut gescheitert ist. Die Helfer sind dabei mit einem der beiden Brutvögel verwandt.

Nach der Brutphase bilden sich dann Trupps aus den Eltern, Kindern und Helfern, die lange bis zur nächsten Brutphase zusammenbleiben. Um sich nicht zu verlieren halten die Trupps ausdauernd über hochfrequente ziiih-ziiih-ziiih-Rufe sowie ihre schnurrenden brrrrrrd-Rufe akustisch Kontakt miteinander. So eine Truppbildung ist nicht nur bei der Nahrungssuche hilfreich, sondern vor allem in frostigen Winternächten, da sich die Individuen dann eng aneinander kuscheln, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Aber natürlich ist man gemeinsam auch stärker, gerade wenn man eine kleine süße Plüschkugel mit7-9g Gewicht ist.

Unvergessen ist ein Erlebnis, bei dem wir eine fliehende Rabenkrähe beobachten konnten, die von einem 4er-Trupp Schwanzmeisen vertrieben wurde! Da hilft es einem auch nichts, wenn man größer und stärker ist: Diese süßen Plüschkugeln sind eben verdammt klein, quirlig und wenn 4 Stück gleichzeitig von allen Seiten auf einem herumhacken, sucht man besser das Weite. Was sich die Krähe dabei wohl gedacht hat? „Das darf niemals jemand erfahren…“ Sorry

Das letzte Foto zeigt beim genauen Blick übrigens keine Nordeuropäische, weißköpfige Schwanzmeise (Unterart caudatus), sondern eine Mitteleuropäische bzw Mischform vom Typ CE.

Rot leuchtend auf der Ansitzwarte

…sitzt das Gartenrotschwanz-Männchen!

Sie gehören zu den Langstreckenziehern und kommen erst ab Mitte April wieder. Das bereitet ihnen oft Probleme, da andere und vor allem häufigere Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter wie verschiedene Meisenarten entsprechende Baumlöcher oder Nistkästen schon besetzt halten. Bedingt durch den Klimawandel ziehen einige Vogelarten weniger oder nicht mehr so weit oder fliegen nachweislich früher aus ihren nicht so weit entfernten Winterquartieren zurück und können sich einen Brutplatz sichern. Gerade Langstreckenzieher wie Gartenrotschwänze haben da mehr Probleme früher zurückzukehren.

Die bisherigen Bestandseinbrüche haben allerdings andere Ursachen. Oft ist das Nahrungsangebot für reine Insektenfresser in modernen Gärten nicht mehr ausreichend, das Fällen alter Bäume und damit der Verlust von Baumhöhlen spielen auch eine Rolle. Die Industrialisierung und Flurbereinigungen der Landwirtschaft seit den 60ern hat wie bei so vielen Vögeln, auch beim Gartenrotschwanz negative Auswirkungen gezeigt. Oft vergessen werden aber auch Bedingungen in den Überwinterungsgebieten. Ob anhaltende Dürren in der Sahelzone, unsachgemäßer Pestizideinsatz oder auch die Jagd auf Singvögel: Zugvögel und insbesondere Langstreckenzieher sind mit noch mehr Gefahren konfrontiert als andere Arten.

Immerhin scheint der negative Bestandstrend beim Gartenrotschwanz vorerst gestoppt und die Population hat sich auf einem – im Vergleich zu früher – niedrigen Niveau eingependelt; nämlich bei 91.000-155.000 Brutpaaren in Deutschland.

Vorjähriger heller Mäusebussard im Überflug

Dieses hübsche Individuum im zweiten Kalenderjahr konnte ich im Mai letzten Jahres ablichten. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn vor allem Wühlmäuse bilden die Hauptnahrung des Mäusebussards. Es werden aber auch Kleintiere wie Insekten und Regenwürmer erbeutet, die größten Beutetiere bilden junge Hasen und Kaninchen. Aas wird auch nicht verschmäht, daher kann man den “Mauser” (so wurde er früher oft volkstümlich genannt) oft an Ansitzwarten am Straßenrand beobachten. Der Verkehr erlegt sozusagen die Beute für ihn – Das gleiche Schicksal droht allerdings auch ihm selbst, wenn er von herannahenden Fahrzeugen erfasst wird.

Mal nicht versteckt im Feld oder singend am Himmel: Feldlerche im Weißdorn

Die Feldlerche gehört mit zu den ersten Singvögeln, die aus ihrem Winterquartier im Mittelmeerraum wieder zu uns zurückkehren. Vereinzelt kommen sie schon im Januar, meist jedoch ab Mitte Februar, wieder in ihren heimischen Brutrevieren an. Individuen, die so früh zurück sind, fangen auch nicht gleich mit dem auffälligen Gesang an, da potenzielle Partnerinnen bzw Revier-Rivalen noch nicht in großer Zahl da sind, daher ist vielen Leuten gar nicht bewusst, dass dieser Singvogel so früh wieder hier ist.

Zu dieser Zeit sollte man auf den Ruf der Feldlerche achten, denn damit verrät sie ihre Anwesenheit. Einer der Rufe ist ein schnarrendes Geräusch „Tschrrr“ und klingt wie eine härtere und rauere Variante vom Flugruf der Goldammer. Ein anderer häufiger Ruf ist wesentlich markanter und besteht aus zwei Teilen: Tii-Rii.

Wenn es dann ab März mit dem Gesang losgeht, der ausschließlich von den Männchen in der Luft vorgetragen wird und etwas leiser von Weibchen am Boden, lohnt es sich auch genau hinzuhören: Oft bauen Feldlerchen verschiedenen Imitationen in ihren ausdauernden Schwätzgesang mit ein. Das sind meist Vögel, die man im gleichen Habitat auch regelmäßig hören kann wie bspw. Goldammer, Mäusebussard usw.

Falter im NABU-Gebiet ehem. Truppenübungsplatz bei Rothenstein im Mai ’22

Nun habe ich mal die Fotos vom letzten Mai ausgearbeitet, die im genannten NSG-Gebiet entstanden sind. Das Habitat entspricht einem Halbtrocken-/Magerrasen-Biotop, mit halboffener Heidelandschaft an Waldrändern, auf kalkhaltigen Böden. Neben vielen Schmetterlingsblütlern, wachsen u.a. auch viele Orchideen dort. Ein Insekten- und Vogelparadies

Foto1: Braune Tageule; ein sehr häufiger Nachtfalter

Foto2: Dunkler Dickkopffalter, auch Kronwicken-Dickkopffalter

Foto3&4: Artenpaar Goldene Acht/Hufeisenklee-Gelbling. Morphologisch lassen sich die beiden Arten kaum differenzieren

Foto5: Heidespanner; ein weiterer häufiger Nachtfalter aus der weiten Familie der Spanner

Foto6&7: Klee-Gitterspanner; ein kleiner, auffälliger und äußerst häufiger Spanner-Falter

Foto8&9: Genauso bekannt wie auch häufig: Kleiner Fuchs. Bereist Anfang Mai sehr abgeflogen, also wahrscheinlich ein Individuum aus dem letzten Jahr, da sie als Imagos überwintern

Foto10: Kleines Wiesenvögelchen; ähnelt auf Fotos dem Großen Ochsenauge, ist in freier Wildbahn aufgrund seiner Winzigkeit, zumindest hier, unverwechselbar

Foto11&12: Der Pantherspanner; Ein tolles Gegenbeispiel zum Vorurteil, dass Nachtfalter alle farblos und eintönig wären

Foto13&14: Schlüsselblumen-Würfelfalter. Dieser Tagfalter ist auf der Roten Liste als gefährdet gelistet und mit einer Spannweite von 25-28mm auch recht klein.

Foto15: Ein Weißling aus dem Senfweißling-Artenkomplex. Dieses Taxon fasst gleich 3 Arten zusammen, welche morphologisch so gut wie nicht zu unterscheiden sind.

Foto16: Na, wer kennt’s nicht? Das Tagpfauenauge, welches übrigens auch als Imago überwintert.

Foto17-19: Sieht man auch nicht überall: Der Zwerg-Bläuling. Das dürfte daran liegen, da er in Mitteleuropa nur eine Nahrungspflanze hat: Den Wundklee, der im Gebiet zahlreich vorkam.