Überraschungsgäste: junge Beutelmeisen als Durchzügler

Mit unscheinbaren Pfeifgeräuschen und dem Geraschel im Schilf haben sie sich verraten: Beutelmeisen auf der Durchreise mit einer Rast hier im Landkreis SLF-RU in einem NSG – eine echte Besonderheit hier.

An der noch schwach ausgeprägten Gesichtsmaske sowie dem nicht so kontrastreichen Gefieder erkennt man, dass es sich noch um diesjährige Jungvögel handelt. Sie sind gerade auf der Durchreise ins Überwinterungsgebiet am Mittelmeer.

Zur Brutzeit im Mai bis Juni sind die Paare nur kurz aneinander und mehr ans Nest und die Brut gebunden. Das zeigt sich im polygamen Verhalten beider Geschlechter: Oft verlässt das Männchen nach der Eiablage des Weibchens die Brut und beginnt ein neues Nest für ein weiteres Weibchen zu bauen. Es kommt aber auch vor, dass das Weibchen das Nest verlässt und das Brutgeschäft dem Männchen überlassen bleibt.

Vögel in schöner Oktobersonne an der Saaleaue

Die folgenden Fotos sind neulich in der sonnigen Herbstwoche entstanden. Zu sehen ist…

Kormoran:
Im Gegensatz zu anderen Vögeln und vor allem Wasservögeln, ist das Gefieder vom Kormoran wasserdurchlässig. Das ist neben seinen Schwimmhäuten auch der Hauptgrund dafür, warum er ein so exzellenter, schneller und guter Taucher ist, da das Gefieder unter Wasser nass gesaugt eng anliegt und wenig Widerstand bietet. Heißt aber auch, dass er sich, so wie hier, öfter mal durchlüften lassen muss, um wieder flugfähig zu werden

Mäusebussard:
Unser häufigster und bekanntester Greifvogel ist für mich auch der Greifvogel mit dem schönsten Ruf. Die Mäusebussarde gehören zu den Greifvögeln, welche die größte Variabilität in der Morphe haben – damit ist das äußere Erscheinungsbild, also speziell das Federkleid, gemeint. Von ganz weißen (vor allem aus dem hohen Norden) und ganz dunkelbraunen und allen möglichen Abstufungen und Mischungen dazwischen, gibt es alles. Was jede Beobachtung immer wieder interessant macht.

Turmfalke:
(Turm)Falken ordnet man aufgrund ihres Verhaltens (umgangssprachlich) den Greifvögeln zu, allerdings sind diese mit den “richtigen” Greifvögeln wie Adlern oder den Habichtartigen weniger eng verwandt, als mit Singvögeln und speziell Papageien. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich im Laufe der Evolution bestimmte Merkmale aufgrund vorherrschender Begebenheiten mehrmals neu herausgebildet haben, man spricht dabei von konvergenter Evolution.

Interessante Insekten im Oktober

Heute gibt’s ganz aktuelle Fotos aus einem Naturschutzgebiet an der Saale.
Die ersten Fotos zeigen die Große Sumpfschwebfliege beim Blütenbesuch auf der Kanadischen Goldrute. Der Wortteil “Große” passt gut, denn die Große Sumpfschwebfliege ist im Gegensatz zu den anderen Schwebfliegen ein echter Riese.
Die Kanadische Goldrute ist, wie mittlerweile gefühlt jede zweite Pflanze, ein konkurrenzstarker Neophyt; immerhin wird dieser von vielen Insekten besucht.

Die anderen Fotos zeigen Köcherfliegen. Wer sich schon einmal mit den Habitaten Fluss oder Stillgewässern beschäftigt hat, wird auch von ihnen gelesen haben, denn sie bilden dort einen wichtigen Teil der Nahrungskette.

Aber nicht nur das, sie sind auch extrem interessante Tierchen: Im Larvenstadium bauen sich Köcherfliegen aus Steinchen, Pflanzenteilen usw unter Zuhilfenahme eines körpereigenen Sekrets die namensgebenden Köcher, also Wohnröhren, in denen sie Schutz finden.

Köcherfliegen bilden dabei nicht eine Familie, Gattung oder geschweige denn eine Art. Nein, sogar eine ganz eigene Ordnung. Kein Wunder, dass es dann allein in Deutschland über 300 (!) Arten von Köcherfliegen gibt.

Nach einiger Recherche haben sich die Arten als folgende herausgestellt (in Reihenfolge der Fotos):
-Gewöhnliche Köcherfliege (limnephilus flavicornis)
-Mond-Köcherjungfer (limnephilus lunatus)
-Pilzkopf-Köcherjungfer (anabolia nervosa)

Durch das Watt schlabbern

Die Krickente ist die kleinste europäische Ente und allein schon deswegen, neben den markanten Lauten, gut zu identifizieren.
Das macht sich auch bei einem für Enten geringen Gewicht von 250-400g bemerkbar und erlaubt ihr einen wesentlich einfacheren und eleganteren Start vom Wasser aus.

Ein weiteres bekannte Merkmal ist der grüne Spiegel auf dem Flügel. Da der Farbton allerdings, so wie alle schillernden Farben beim Vogelgefieder, nicht durch Farbpigmente zustande kommt, sondern durch die Mikrostruktur der Oberfläche, welche das Licht entsprechend bricht und in den jeweiligen Farben reflektiert, ist die Farbwirkung auch sehr vom Licht abhängig.
Das kann man hier auch gut sehen: Da wirkt der Spiegel plötzlich Stockenten-Blau.

In Deutschland kann man die Krickente das ganze Jahr über sehen: Als Brutvogel, Durchzügler, auf der Rast sowie als Wintergast.

Straffe Meeresbriese verweht die Frise

Im September am Wattenmeer gab es natürlich neben einigen anderen besonderen Vögeln auch Kiebitze zu beobachten. An ihrer verwehten Frise kann man gut sehen, dass dort eine ordentliche Meeresbrise geweht hat!



Die Nahrungssuche im Watt läuft so ab wie Kiebitze das von ihren mittlerweile seltenen Bruthabitaten, nämlich Mooren und Feuchtwiesen, kennen. Wie viele andere aus der Familie der Regenpfeifer nutzt der Kiebitz ein Trippeln und Trampeln seiner Füße, um bodenbewohnende Kleintiere hervorzulocken bzw aufzuscheuchen. Das sind u.a. Insekten, Regenwürmer, Spinnen usw.

Eine andere interessante und sinnvolle Verhaltensweise begibt sich zur Brutzeit: Wenn ein Teil des Brutpaares sich dem Nest nähert, so fliegt er dieses nicht direkt an, sondern landet in der Nähe und läuft erst nach einigen Schlenkern und Kurven darauf zu. So soll potenziellen Nesträubern der Standort verheimlicht werden. Interessant ist auch, dass dabei konsequent eine andere Route und Richtung zum Nest genommen wird.


 Säbelschnäbler am Wattenmeer – Teil2

Der Säbelschnäbler gehört zu den Vögeln, die ihren eigenen Namen rufen – zumindest im Niederländischen. Dort heißt er nämlich Kluut; „Säbelschnäbler“ wäre für so einen Vogel auch ein echter Zungenbrecher

Bei uns sind Säbelschnäbler sowohl Stand- als auch Zugvögel. Einige ziehen westwärts Richtung Frankreich, einige zieht es etwas weiter in den Mittelmeerraum oder bis nach Westafrika.

Mit einem aktuellen Bestand von 3.600-4.200 Brutpaaren in Deutschland ist die Situation besser als noch vor einem Jahrhundert, wenn auch seit einigen Jahren leider wieder rückläufig. Wichtig sind ungestörte Lebensräume in einer natürlichen landschaftlichen Dynamik. Kanalbauten, Küstenschutzmaßnahmen, andere Landnutzungen als auch Störungen sowie Müll bedrohen ihre Lebensräume.

In der Fotoreihe auch zu sehen: Wie sich der Säbelschnäbler geschickt einen Wattwurm angelt.

Säbelschnäbler am Wattenmeer – Teil1

Im September am Wattenmeer konnten wir endlich unsere allerersten Säbelschnäbler bestaunen, zuerst noch in weiter Ferne, einige Tage darauf an einer Beobachtungshütte an der niederländischen Grenze dann wesentlich näher.

Besonders auffällig und namensgebend bei diesem eleganten und wunderschönen Vogel, ist der nach oben gebogene Schnabel, mit dem er ihm Flachwasser nach Nahrung säbelt – Er schwenkt diesen dabei seitlich hin und her und erbeutet dabei Würmer, Garnelen und anderes kleines Wassergetier.

Säbelschnäbler leben vor allem an Küsten, seltener auch an Binnengewässern, wo sie im Flachwasser nach Nahrung suchen und ihre Bodennester im Schlamm zwischen Ufervegetation oder auf Inseln in kleinen Mulden anlegen.

Graugänse im Flug

Auf dem Zug fliegen Graugänse in einer typischen V-Formation, bei der sie stetig ihre Positionen untereinander wechseln, sodass jeder einmal im Windschatten fliegen und Energie sparen kann.

Graugänse ernähren sich vegetarisch von Gräsern, Saaten, Körnern und manchmal auch Beeren und Wurzeln.

Die Jugend geht auf Reise

Diese Löffler aus dem September ’21 bei einem Gewässer vorm Wattenmeer sind alles noch junge Individuen. Zu sehen ist dies vor allem an den schwarzen Handschwingen (adult=weiß), der dunklen Iris (adult=rubinrot) sowie teilweise noch hellen Schnäbeln (adult=bis auf gelbe Spitze schwarz). Man kann aber schon gut sehen wie die Schnäbel sich bereits dunkel färben.

Die Löffler bleiben im Winterhalbjahr nicht in Mitteleuropa, sondern ziehen gen Süden in einen Bereich vom Mittelmeerraum bis zur Sahelzone in Afrika. Wobei nur die wenigstens von ihnen in Europa bleiben, den Großteil zieht es bis auf den afrikanischen Kontinent. Die ersten Rückkehrer kann man ab Februar wieder sehen, der Großteil ist dann ab Ende März wieder zu sehen.

Einiges los am Gewässer

Heute gibt es ein paar Fotos bei suboptimalen Licht, die auch vom Wattenmeerbesuch im September stammen.

Den Anfang macht der Dunkle Wasserläufer. Da man ihn hierzulande nur auf dem Durchzug und bei der Rast sehen kann, sieht man im meist auch im mehr oder weniger ausgebildeten Schlichtkleid, was so ganz und gar nicht dunkel ist. Im Brutgebiet ist das namensgebende Federkleid dann aber tatsächlich sehr dunkel.

Der Dunkle Wasserläufer ähnelt im Schlichtkleid sehr dem Rotschenkel. Ersterer hat aber nicht nur längere Beine und einen wesentlich längeren Schnabel, sondern auch keine weißen Flügelfelder auf den Oberflügeln. Den weißen Keil auf dem Rücken haben übrigens beide Arten!

Die in die Kamera guckende Graugans kennt ihr ja alle

Es folgt ein Graureiher im Abflug…

…und zum Abschluss ein Trupp aus Sturm- und Lachmöwen im Schlichtkleid, die auf dem Acker auf Nahrungssuche gehen.