Er hat sich durch seinen Gesang verraten

Vielleicht wäre er uns Mitte Juni gar nicht aufgefallen, wenn er nicht lautstärk geträllert hätte: Der Fitis.

Damit war auch ein Problem, vor dem man bei der Art stehen kann, gleich gelöst: Mit dem nah verwandten und ähnlichen Zilpzalp besteht große Verwechslungsgefahr, weshalb man die beiden auch als Zwillingsarten bezeichnet. Zur Brutzeit ist die sichere Bestimmung und Erfassung anhand des Gesangs definitiv der leichteste Weg, da der Fitis singt wie ein Buchfink ohne Überschlag. Der ähnliche Zilpzalp singt…nunja…zilp-zalp-zilp-zalp-zilp-zalp

Die Differenzierung über den Ruf ist dagegen äußerst schwierig, da beide eine Art aufsteigendes Pfeifen (huiid) von sich geben. Beim Fitis ist dieses tendenziell zweisilbiges und erst im zweiten Teil aufsteigend. Eine zweifelsfreie Bestimmung anhand des Rufes ist meiner Meinung nach nur bei ausgeprägt und markant rufenden Individuen möglich, da jedes Tier wie angesprochen ein ist und es immer eine gewisse Variationsbreite gibt.

Stoff für anregende Debatten unter Ornis sorgt immer wieder die Bestimmung anhand morphologischer Merkmale auf Fotos, die mal mehr oder auch weniger deutlich ausgeprägt sein können. Wichtig ist hierbei der Gesamteindruck, der sich aus der Kombination vieler Einzelmerkmale ergibt. Der Fitis hat:

-ein eher gelblicheres, farbigeres Gefieder (Zilpzalp bräunlicher und weniger intensiv)

-einen meist deutlichen ausgeprägten Überaugenstreif (einige Zilpzalpe mitunter auch!)

-in den meisten Fällen helle Beine (Zilpzalp in den meisten Fällen dunkle Beine)

-eine deutlich längere Handschwingenprojektion von ~90% (Zilpzalp ~60%; Mauserstatus und juvenile Individuen beachten!)

Mit 0,8-1,2 Mio. Brutpaaren ist der Fitis zudem deutlich weniger häufig als der Zilpzalp mit 3,3-4,6Mio Brutpaaren.

Schmetterlinge, Bockkäfer und Spinne – Gekrabbel vom August im Wald

Letzten August habe ich, ausgerüstet mit dem Makro, den Fokus in einem unserer schön strukturierten Naturschutz-Wälder wortwörtlich mal eher auf Pflanzen und Insekten gelegt. Die Pflanzen habe ich im letzten Beitrag vorgestellt, heute geht’s um Insekten (und eine Spinne).

Es geht los mit dem Admiral auf einer beliebten Nektarquelle, dem Gewöhnlichen Wasserdost.

Er dachte wirklich, er könnte sich vor mir verstecken, aber er ist dann doch noch auf einem Foto gelandet: Der Blasse Nesselzünsler (Patania ruralis), der sich hier an der Unterseite eines Brennnesselblattes versteckt hält.

Eine Besonderheit im Gebiet war die folgende Fliege, bei der man kein Experte sein muss, um zu sehen, dass sie schon auffällig ist: Abgesehen vom schönen orangen Wuschel, haben die Flügel deutlich Blau das Licht reflektiert. Es handelt sich hierbei um ein Männchen der Blauschiller-Wanzenfliege (Phasia hemiptera). Die Besonderheit bei der Beobachtung ist, dass sie eine eher wärmeliebende Art ist und ich sie in einem eher feuchten Mischwald auf 403 m ü. NHN gefunden habe. Wie der Name andeutet, parasitiert sie Wanzen.

Dieser bekannte und häufige Falter auf dem Gewöhnlichen Wasserdost ist der C-Falter. Das namensgebende C sieht man auf der Hinterflügelunterseite und spiegelt sich auch im Artepitheton des wissenschaftlichen Namens wieder: Polygonia c-album.

Auch, wenn sie Gartenkreuzspinne heißt, kann man diese ebenso schön wie markant gezeichnete Spinne im Wald finden.

Die beiden Bockkäfer der folgenden Fotos gehören einer Art an, dem Rothalsbock (Stictoleptura rubra). Verwirrend ist nicht nur, dass die Art bereist mehreren anderen Gattungen zugeordnet wurde, sondern auch der Geschlechtsdimorphismus: Das erste Bild mit den ockergelben Flügeldecken zeigt das Männchen, während das zweite Foto mit dem namensgebenden roten Hals das Weibchen zeigt.

Zuletzt ein richtiger Oschi von einem Käfer, der eilig über den Waldboden geflitzt ist: Ein weiblicher Sägebock.

Kolkraben-Trupps

Heute gab es ordentlich Aktivitäten von den Kolkraben zu beobachten und auch zu hören, denn mehrere kleine Trupps haben mit ihren markanten rauen Grog-Rufen das Gebiet überflogen.

Im Flug zeigt der Kolkrabe besonders lange, einzeln abstehende Finger (Handschwingen) und einen markant keilförmigen Schwanz. Der Schnabel ist massiver als bei der Raben- bzw. Aaskrähe und dessen oberseitige Befiederung länger. Auch unverwechselbar sind die länglichen Halsfedern, die beim Rufen regelrecht abstehen und seinem Hals ein dickes Aussehen verleihen.

Unverkennbar ist sein typisches Rufen: “Grog”, tief und rollend, was man mittlerweile wieder oft in unseren Wäldern vernehmen kann – Dort ist er nämlich hauptsächlich anzutreffen, auch wenn er durchaus in anderen Habitaten vorkommen kann. “Mittlerweile wieder”, da es zwischenzeitlich gar nicht gut für den Kolkraben aussah: Massive Verfolgung und Bejagung haben seine Bestände Anfang des letzten Jahrhunderts auf kleine Rest schrumpfen lassen. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts war es dann der katastrophale und industrialisierte Umgang mit unseren Wäldern, die ihn zu einem seltenen Vogel haben werden lassen. Glücklicherweise hat ein Umdenken stattgefunden und die Kolkrabenbestände konnten sich wieder gut erholen.

Ein schöner und variabler Trupp Rohrammern

Eine nette Überraschung am sonnigen Samstag war dieser kleine Trupp aus 7 Individuen, die am Feld- und Wegesrand auf Nahrungssuchen waren. Dass sie im Winter eher auf Feldern als wie zur Brutzeit um Feuchtgebiete (Seggen-&Hochstaudenflure, Röhricht) herum vorkommen, gehört dabei zum normalen Verhaltensrepertoire. Oft sind sie dabei auch mit anderen samensuchenden Vögeln wie Goldammern, Buch- oder Bergfinken vergesellschaftet, an dem Tag waren sie allerdings unter sich.

Was man auf den Fotos sehen kann ist, dass sie alle ein wenig anders aussehen. Im Januar befinden sie sich größtenteils noch im Schlichtkleid, allerdings gibt es keine harte Grenze als Übergang zum Prachtkleid, da sie zu den Vögeln gehören, die ihr Prachtkleid durch Abnutzung des Schlichtkleids freilegen. Dazu kommt neben dem Geschlechtsdimorphismus auch noch, dass junge Individuen im 1. Winter (2. Foto) auch noch etwas anders, vor allem heller, aussehen.

So war es nicht nur deshalb eine schöne Beobachtung, da Rohrammern oft nicht so leicht zu entdecken sind, sondern weil man sich hier schön die individuell ausgebildeten Merkmale vor Augen führen konnte.

Ein kleiner süßer Fratz

Aus dem Juni stammen die Fotos des juvenilen Hausrotschwanzes, der sich nach der Bettelflugphase – also der Zeit in welcher er bereist flügge ist, aber noch durch Elterntiere gefüttert und geführt wird – selbst in der Welt behaupten muss.

Das Gelege der Hausrotschwänze umfasst i.dR. 4-6 Eier und es finden oftmals 2 Bruten statt. Sie konnten sich Kulturfolger bei uns in Sekundärlebensräumen etablieren, also in Siedlungen und Städten, indem sie Nischen in Gemäuern, Hallen, Brücken etc. wie Felsnischen ihres Primärhabitats nutzen.

Das spiegelt sich auch mit einem Bestand von 0,8-1,1Mio Brutpaaren und einem stabilen Trend in Deutschland wider.

Ertappt!

Bei einem für Spechte schon sehr ruhigen und harmlosen Balzverhalten, konnte ich dieses Weibchen fotografieren. Das Männchen mit dem roten Wangenfleck war da gerade im Strauch nebenan.

Verhaltensbiologisch gesehen rechnet man den Grünspecht mit dem Grauspecht zu den Erdspechten, da sie oft auf dem Boden nah ihrer Nahrung suchen, stochern und schlecken: Ameisen. Das angesprochene Schlecken beherrscht der Grünspecht besonders gut, da er von all unseren heimischen Spechten die längste Zunge aufweist: Diese ragt bis zu 10cm aus dem Schnabel heraus!

Als weitere Anpassung an seine Vorliebe für Ameisen zeigt der Grünspecht zudem eine außerordentlich gute Gedächtnisleistung, denn er findet bereits besuchte Ameisenhügel auch unter einer Schneedecke wieder. Eine Bedrohung für den Ameisenstaat stellen die Spechte dabei nicht dar, da sie maximal 5% des Ameisenstaates verspeisen.

Wintervögel vom Wochenende

Auf den Fotos zeige ich euch ein paar Arten von einer Tour am Samstag, die bei einer langen Runde um ein renaturierter Kieswässer und NABU-Gebiet entstanden sind

Wie andere Rallen auch, hat auch das Blässhuhn (Blässralle) riesig anmutende Füße, die man aber nicht so oft zu Gesicht bekommt – Außer wie hier, wenn sie zum Beispiel auf dem Eis stehen. Die Größe verringert zum Einen den Auflagedruck und lässt Blässhühner auch über Vegetation auf dem Wasser oder dünnem Eis laufen, ermöglicht ihm aber auch mit an den Zehen liegenden Schwimmlappen ein sehr zügiges Schwimmen. Dabei zeigen sie zeigen sie auch immer ein lustiges arttypisches Kopfnicken. Auch bei Revierstreitigkeiten zur Balzzeit kommen die großen Füße zum Einsatz – als Schlagwaffe gegen Artgenossen. Ähnlich wie beim Boxkampf – Nur eben mit Füßen

Wie eine Mini-Elster kam er mit dem langen Schwanz als Bremse nutzend auf seine Ansitzwarte geflogen und hat weiß geleuchtet. Es ist der zur gleichen Familie wie der Neuntöter gehörende Raubwürger! Mit einem Restbestgand von nur noch 1.500-2.300 Brutpaaren in Deutschland, sieht man ihn hierzulande meist nur als Wintergast aus dem Norden. Dieses Individuum dürfte ein Männchen sein; die Damen zeigen sich etwas blasser und der Unterschnabel ist von der Basis ausgehend bis ca. zur Hälfte weiß.

Der lustige Herr mit dem Zöpfchen, der auf dem Eiswasser herumschippert ist ein Erpel der Reiherente. Auch die Damen tragen im Prachtkleid gerne ein so genannte Tolle, aber nur angedeutet und rudimentär ausgebildet. Mit jährlich bis zu 270.000 Individuen als Wintergäste, kann man Reiherenten im Winter in ca. 5x größerer Zahl sehen als zur Brutzeit.

Ausnahmsweise einmal gut getarnt, präsentierte sich dieser strahlend weiß leuchtende Silberreiher, der auf unvorsichtige Mäuse gewartet hat – bewegungslos und ausdauernd wie eine Gartenfigur

Herr und Frau Turmfalke waren auch im Gebiet; mind. 3 Individuen konnten wir als Überwinterer beobachten und das Männchen zweimal dabei beobachten, wie er eine Maus (wahrsch. Feldmaus) gefressen hat. Falken gehören nicht zu den echten Greifvögeln (Accipitriformes), sondern bilden eine eigenen Ordnung (Falconiformes), da sie näher mit Singvögeln verwandt sind und eine Menge anatomische und verhaltensbiologische Unterschiede aufweisen. Bspw. wird die Beute durch einen Genickbiss mithilfe des “Falkenzahns” im Schnabel getötet.

Die Motzkugel! Die Rede ist natürlich vom Zaunkönig, der auch im Winter von sich hören macht, denn ähnlich wie das Rotkehlchen verteidigt er auch im Winter ein Revier und nutz dazu sein – verdammt lautes – Stimmorgan. Wie passend, dass man ihn im Niederländischen Winterkoning nennt; den Winterkönig!

Wenn es wuselt – Welcher Baumläufer ist es?

Der kleine sowie flinke Klettermaxe nennt sich eigentlich Waldbaumläufer und ich konnte ihn im Dezember bei der Nahrungssuche fotografieren. Wenn sich auf die Rufe sensibilisiert hat, kann man beide Baumläuferarten recht häufig wahrnehmen; wenn man sie sehen will, muss man schon genau hinschauen.

Da die Unterscheidung anhand morphologischer Merkmale der beiden nah miteinander verwandten Baumläufer (Garten- und Waldbaumläufer) immer wieder für Probleme sorgt, habe ich im Folgenden 2 meiner Fotos aus dem Dezember zu einem Schaubild zusammengebastelt. Draußen im Feld sollte man auch von den auditiven Merkmalen, sprich den Lautäußerungen, als Bestimmungshilfe gebrauch machen.

Die “ziet-ziet-ziet”-Rufe – helle, reine Töne auf einer hohen Frequenz – gehören zum Gartenbaumläufer (GBL). Sie sind kräftiger vorgetragen und weniger säuselnd als bei den Goldhähnchen und dabei reiner sowie klarer als beim Waldbaumläufer (srrii-srrii). Der Gesang des GBL setzt sich auch aus diesen Elementen zusammen; sie werden dabei aber in variierendem Tempo und melodischer vorgetragen. Der WBL dagegen singt mit absinkenden Trillern.

Erwischt!

Oft wird das Verhalten vom Zaunkönig mit einer Maus verglichen, beinahe noch mehr passt diese Beschreibung auf die Heckenbraunelle im heutigen Beitrag. Zugegeben: Im Gegensatz zum Zaunkönig sitzt sie zur Balzzeit und beim Gesang auch mal höher auf exponierten Warten, so wie hier auf jungen Fichten im April. Ansonsten lebt sie aber ein recht heimliches Leben und verbringt die meiste Zeit in strukturreichen Habitaten (naturnahe Parks/Gärten mit Sträuchern, lockere Wälder mit ausreichend Strauchschicht usw.) auf dem Boden. Unter die namensgebende Hecke flitzt diese Braunelle auch ganz flink, wenn sie sich entdeckt oder gestört fühlt.

Wo finde ich hier was zum Zerklopfen?

So jedenfalls interpretiere ich den kecken Blick dieser Schwarzspecht-Dame, die ich im April fotografiert habe. Wie üblich bei Spechten, trommelt auch das Schwarzspecht-Weibchen, allerdings etwas kürzer als das Männchen und nicht so häufig. Das kräftige Trommeln von Männchen ist in einer Entfernung von bis zu 1,8Km zu hören!