Grauammer auf typischer Singwarte

Es ist immer ein Ritterschlag für ein Gebiet, wenn man dort den aufsteigenden Klingel-Gesang der Grauammer vernehmen kann, so wie hier auf Wiesen in der Schaalsee-Region.

Das Zugverhalten der Grauammer lässt sich nur schwerlich kurz zusammenfassen, da dies sehr von Region und sogar Individuum abhängt. Nur in den äußersten Zipfeln des Verbreitungsgebietes (Baltikum) tritt die Grauammer als reiner Zugvogel auf, der dann im Mittelmeerraum überwintert. Überwinterer in Mitteleuropa sind teils Zugvögel aus dem Norden, aber auch hier ansässige Brutvögel, die im Winter regionale Wanderungen unternehmen.

Dank Ringfunden weiß man, dass sich sowohl die Wanderneigung als auch das Zugverhalten und die Wahl des Winterquartiers, innerhalb lokaler Populationen individuell unterscheiden kann. Ab August gibt es ein Nachlassen der Revieransprüche und es bilden sich dann die Trupps, die dann umherwandern oder aber ab Oktober wegziehen. Für die Weggezogenen beginnt die Heimreise ab Februar, sodass sie meist im April wieder ihre Brutreviere besetzen können – Dann ist wieder der typische Grauammer-Gesang zu vernehmen.

Goldammer gibt wie immer Alles ;-)

Zuerst hat das goldige Kerlchen noch vorsichtig zwischen den Blättern vorgelunst, aber wenn ein Goldammer-Männchen einmal loslegt, dann bremst ihn nichts mehr

An ihrem typischen Gesang ist ihre Anwesenheit im Gebiet zumindest während der Balz- und Brutzeit sofort nachzuweisen. Wenn Goldammern mal nicht Singen, kann man auch oft ihre Rufe (“zirrrk”) hören; sie klingen ein wenig wie der bekannte “Regenruf” des Buchfinken, aber weniger stark und hochfrequenter.

Ihre Nahrung suchen Goldammern am Liebsten auf dem Boden, das kennt man bspw. auch vom Buchfink. Ansonsten sieht man vor allem die Männchen beim Singen auf exponierten Warten wie den Spitzen kleinerer Bäume oder Sträucher oder Stromleitungen.

Nach der Brutzeit fallen sie zwar durch den fehlenden Gesang nicht mehr klanglich in der Landschaft auf, dafür bilden sie im Winterhalbjahr aber herumwuselnde Trupps bei der Nahrungssuche; oft gemischt mit Feldsperlingen, Buchfinken, Rohrammern u.ä.

Ein Video von der Singenden Goldammer konnte ich auch machen, ihr findet das HIER.

Recken und Strecken – Yoga mit Bachstelze

Im Mai habe ich diese Bachstelze beim Abarbeiten ihres Yogaprogramms abgelichtet

Zu dieser Zeit sieht man sie im Prachtkleid, im Winterhalbjahr fällt dann das Fehlen der schwarzen Kehle auf – wenn man eine Bachstelze zu dieser Zeit sieht. Denn einige bleiben im Winter zwar hier (mit steigendem Trend), aber die meisten ziehen südwärts in den Mittelmeerraum.

Na zum Glück kündigt er sich meist an, der Eisbert

Hier war an einem NSG-Gewässer an der Saale plötzlich das typische Eisvogel-Fiepen zu hören und Zack: Sind gleich davon übers Wasser geschossen. Dank seiner Ankündigung konnte ich immerhin noch einen erwischen, den “Eisbert”
Dass es keine “Eisberta” ist, kann man am Schnabel erkennen: Beim Weibchen ist der Unterschnabel orange gefärbt.

Die Eisvogelpopulation ist immer starken Schwankungen ausgesetzt, da sie besonders empfindlich auf harte Winter reagieren. Das liegt nicht nur am kleinen Körper mit einem schlechten Verhältnis von Volumen zu Oberfläche, der schneller auskühlt, sondern auch daran, da sie als Nahrungsspezialisten eisfreie Gewässer mit der richtigen Beutegröße brauchen.

Im Normalfall sind diese Schwankungen kein Problem, da der Eisvogel diese durch mehrere Bruten (meist zwei, manchmal drei und selten sogar vier) ausgleichen kann. Mitunter wird dabei zur Strategie der “Schachtelbruten” gegriffen: Während das Männchen noch die flüggen Jungvogel aus der letzten Brut versorgt, bebrütet das Weibchen schon die Eier der nächsten Brut.

Man kann ja nicht den ganzen Tag bewegungslos herumstehen – Graureiher im Flug

Graureiher sind mit einer Flügelspannweite im Bereich von 1,75m-1,95m schon eine imposante Erscheinung, wenn sie einen mit ihren typisch steif wirkenden Flügelschlägen und dem eingezogenen Hals überfliegen.

Im Vergleich zum Weißstorch hat der Graureiher eine wesentlich mächtigere Flügelspannweite, ist von der Körperlänge her aber etwas kleiner (90cm-98cm im Vergleich zu 95cm-110cm) und insgesamt schmächtiger gebaut: Wenn man einen Graureiher mal nicht von der Seite sieht, sondern frontal, dann wirkt er so flach wie eine Flamingo-Gartenfigur Das bildet sich dann auch beim Körpergewicht ab, da Graureiher meist zwischen 1-2Kg auf die Waage bringen, der Weißstorch es dabei auf 3,5-4,5Kg schafft.

Der Neuntöter: Fotos vom Mai und ein Studienbeispiel mit einer falschen Vorhersage

Sowohl dieses als auch letztes Jahr konnten wir sehr viele Neuntöter bei unseren Zählungen erfassen und meist auch fotografieren – so wie dieses Pärchen Ende Mai in einem NSG mit mind. zwei Brutpaaren. Nach einem massiven Bestandseinbruch im Zuge der Flurbereinigung und Industrialisierung der Landwirtschaft ab den 70ern, hat sich der Deutsche Bestand mittlerweile auf einem Niveau von 29.000-33.000 Brutpaaren eingependelt und es ist immer wieder schön Neuntöter in einem (halbwegs) intakten Habitat beobachten zu können.

In Großbritannien dagegen ging der Sinkflug ab den 70ern soweit, dass die Art dort Ende der 80er ausgestorben ist. Es gab dann immer wieder sporadische einzelne Bruten und eine 2006 erschienene Studie hat mittels eines berechneten Klimamodells dann hoffnungsvoll eine erneute starke Verbreitung in GB vorhergesagt, da der Klimawandel und die berechneten Parameter dem Neuntöter entgegenkommen sollten.

Ein paar Jahre später musste man dann ernüchtert feststellen: Nichts könnte von der Wahrheit mehr entfernt sein – was war passiert? Nun, man hat in der Klimamodell-Studie den Fehler gemacht nur Klimaparameter wie Temperatur etc. zu berücksichtigen. Biologische Faktoren wurden nicht bedacht. 2023 gibt es exakt 3 (!) sicher nachgewiesene Brutpaare in ganz Großbritannien. Seitdem weisen Wissenschaftler und Forscherinnen vor allem aus der Biologie auch immer wieder auf Grenzen der Aussagekraft solche Modelle hin und dass man biotische Variablen mit einbeziehen muss.

Dies zeigt auch, dass sowohl in der Vergangenheit, Gegenwart und absehbar auch in naher Zukunft, die Lebensraumzerstörung eines der größten Probleme des Artensterbens bleibt und dass Klimamaßnahmen alleine dieses nicht aufhalten werden, sofern keine Maßnahmen für einen sensibleren Umgang mit der Natur insgesamt ergriffen werden.

Rohrweihen-Männchen bei der Nahrungssuche

Die beiden Fotos hier zeigen einen Rohrweihen-Terzel bei der Nahrungssuche. Typischerweise fliegen (Rohr)Weihen bei der Nahrungssuche recht dicht und oft geradlinig über Schilf- und Wasserflächen sowie angrenzenden offenem Gelände wie Wiesen und Felder. So kann man schon aus der Ferne am Flugverhalten sehen, dass hier gerade eine Weihe fliegt.

Der Speiseplan der Rohrweihe ist recht umfangreich und reicht von Insekten über Amphibien, Reptilien, Fischen, kleinen Säugern bis zu Vögeln. Die Hauptnahrung setzt sich dabei aus (jungen) Vögeln und Kleinsäugern zusammen.

Wie eine Maus: Die Heckenbraunelle

Die Heckenbraunelle gehört zu den unbekannteren Deutschen Brutvögeln und das, obwohl sie mit 1,25-1,75 Millionen Brutpaaren in den Top 20 der häufigsten Brutvögel vertreten ist. Sie macht es einem aber auch nicht so einfach sie zu entdecken: Gleich einer Maus huscht sie im Unterholz auf der Suche nach Insekten und Samen umher und geht bei Verdacht auf Feinde schnell wieder in Deckung. Zwar macht das der Zaunkönig bspw. auch so, aber der ist noch wesentlich ruf- und singfreudiger und nicht ganz so scheu.

Diese Heckenbraunelle habe ich zuerst an ihrem Gesang erkannt. Dieser ist recht hoch und schnell wechselnd und nicht ganz so leicht einzuprägen. Mich erinnert er ein wenig an ein Rotkehlchen ohne so tiefe Töne und mit weniger flötender Charakteristik.

In der Literatur liest man, dass sie den Gesang vor allem während der Balzzeit oft von einer exponierten Warte wie einer niedrigen Fichtenspitze vorträgt. Nunja, hier war es ein Baumstumpf hinter Totholz und auch nur eine Strophe. Dann ist sie sogleich wieder flink und geschäftig weggewuselt. Da ich wusste, dass sie da sein musste, habe ich an der vermuteten Deckung, wohin der Schatten gehuscht ist, etwas ausgeharrt und da kam sie dann tatsächlich heraus und saß einige Zeit auf dem Ästchen.

Wer einen gut strukturierten Garten mit Hecken und Sträuchern sein Eigen nennt, kann Glück haben, dass sich Heckenbraunellen bei ihm ansiedeln. Ansonsten findet man sie (wenn man sie denn findet), in naturnahen strukturierten Wäldern mit viel Deckungsmöglichkeiten (Sträuchern, Krautschicht, viel Totholz) sowie an Feldgehölzen; also an Feldrändern, wenn sich dort Bäume und viele Sträucher oder Hecken befinden.

Der Waldwusel im Sonnenschein

Hier konnte ich den Waldbaumläufer in seinem typischen Habitat beim Herumklettern nach Insekten erwischen. Auch, wenn er durchaus mal in Siedlungsnähe beobachtet wird, bildet das im Gegensatz zum Gartenbaumläufer eher noch die Ausnahme.

Den Waldbaumläufer findet man vor allem in größeren Wäldern – Ob Nadel, Misch- oder Laubwald ist ihm dabei egal. Alt- und Totholzbestand sind aber wichtig, da er sich primär von Insekten und Spinnen ernährt, die er mit seinem feinen und gebogenen Schnabel unter Ritzen der Borke hervorpickt.

Super winzig, super hektisch und super putzig: Sommergoldhähnchen

Diese Saison war bisher kein Entkommen vor ihnen: Sommergoldhähnchen. Ob mitten im Thüringer Wald, im Stadtpark, im nahen Forstwald – ihr charakteristischer Fiepsgesang, der entfernt an eine hochfrequente Grauammer erinnert, war überall zu hören. Im Gegensatz zum nah verwandten Wintergoldhähnchen sind Sommergoldhähnchen tendenziell eher Zugvögel und damit vor allem im Sommer (Name) zu sehen bzw. hören. „Tendenziell“ deshalb, da einige den Winter über hier bleiben, im letzten Winter konnten wir sogar außergewöhnlich viele entdecken. Die Individuen, welche wegziehen verbringen das Winterhalbjahr im Mittelmeerraum und kommen im März zurück.

Ein anderer Unterschied zum Wintergoldhähnchen betrifft das Habitat, welches sie durchaus teilen können, allerdings sind Sommergoldhähnchen nicht so sehr auf reinen Nadelwälder spezialisiert und angewiesen.

Auf den Fotos sieht man zwei verschiedenen Individuen: Das erste, war gerade auf – wie üblich – hektischer Nahrungssuche, das zweite saß eine Zeit lang auf dem Zweig und hat sich geputzt.