Straffe Meeresbriese verweht die Frise

Im September am Wattenmeer gab es natürlich neben einigen anderen besonderen Vögeln auch Kiebitze zu beobachten. An ihrer verwehten Frise kann man gut sehen, dass dort eine ordentliche Meeresbrise geweht hat!



Die Nahrungssuche im Watt läuft so ab wie Kiebitze das von ihren mittlerweile seltenen Bruthabitaten, nämlich Mooren und Feuchtwiesen, kennen. Wie viele andere aus der Familie der Regenpfeifer nutzt der Kiebitz ein Trippeln und Trampeln seiner Füße, um bodenbewohnende Kleintiere hervorzulocken bzw aufzuscheuchen. Das sind u.a. Insekten, Regenwürmer, Spinnen usw.

Eine andere interessante und sinnvolle Verhaltensweise begibt sich zur Brutzeit: Wenn ein Teil des Brutpaares sich dem Nest nähert, so fliegt er dieses nicht direkt an, sondern landet in der Nähe und läuft erst nach einigen Schlenkern und Kurven darauf zu. So soll potenziellen Nesträubern der Standort verheimlicht werden. Interessant ist auch, dass dabei konsequent eine andere Route und Richtung zum Nest genommen wird.


 Säbelschnäbler am Wattenmeer – Teil2

Der Säbelschnäbler gehört zu den Vögeln, die ihren eigenen Namen rufen – zumindest im Niederländischen. Dort heißt er nämlich Kluut; „Säbelschnäbler“ wäre für so einen Vogel auch ein echter Zungenbrecher

Bei uns sind Säbelschnäbler sowohl Stand- als auch Zugvögel. Einige ziehen westwärts Richtung Frankreich, einige zieht es etwas weiter in den Mittelmeerraum oder bis nach Westafrika.

Mit einem aktuellen Bestand von 3.600-4.200 Brutpaaren in Deutschland ist die Situation besser als noch vor einem Jahrhundert, wenn auch seit einigen Jahren leider wieder rückläufig. Wichtig sind ungestörte Lebensräume in einer natürlichen landschaftlichen Dynamik. Kanalbauten, Küstenschutzmaßnahmen, andere Landnutzungen als auch Störungen sowie Müll bedrohen ihre Lebensräume.

In der Fotoreihe auch zu sehen: Wie sich der Säbelschnäbler geschickt einen Wattwurm angelt.

Säbelschnäbler am Wattenmeer – Teil1

Im September am Wattenmeer konnten wir endlich unsere allerersten Säbelschnäbler bestaunen, zuerst noch in weiter Ferne, einige Tage darauf an einer Beobachtungshütte an der niederländischen Grenze dann wesentlich näher.

Besonders auffällig und namensgebend bei diesem eleganten und wunderschönen Vogel, ist der nach oben gebogene Schnabel, mit dem er ihm Flachwasser nach Nahrung säbelt – Er schwenkt diesen dabei seitlich hin und her und erbeutet dabei Würmer, Garnelen und anderes kleines Wassergetier.

Säbelschnäbler leben vor allem an Küsten, seltener auch an Binnengewässern, wo sie im Flachwasser nach Nahrung suchen und ihre Bodennester im Schlamm zwischen Ufervegetation oder auf Inseln in kleinen Mulden anlegen.

Graugänse im Flug

Auf dem Zug fliegen Graugänse in einer typischen V-Formation, bei der sie stetig ihre Positionen untereinander wechseln, sodass jeder einmal im Windschatten fliegen und Energie sparen kann.

Graugänse ernähren sich vegetarisch von Gräsern, Saaten, Körnern und manchmal auch Beeren und Wurzeln.

Die Jugend geht auf Reise

Diese Löffler aus dem September ’21 bei einem Gewässer vorm Wattenmeer sind alles noch junge Individuen. Zu sehen ist dies vor allem an den schwarzen Handschwingen (adult=weiß), der dunklen Iris (adult=rubinrot) sowie teilweise noch hellen Schnäbeln (adult=bis auf gelbe Spitze schwarz). Man kann aber schon gut sehen wie die Schnäbel sich bereits dunkel färben.

Die Löffler bleiben im Winterhalbjahr nicht in Mitteleuropa, sondern ziehen gen Süden in einen Bereich vom Mittelmeerraum bis zur Sahelzone in Afrika. Wobei nur die wenigstens von ihnen in Europa bleiben, den Großteil zieht es bis auf den afrikanischen Kontinent. Die ersten Rückkehrer kann man ab Februar wieder sehen, der Großteil ist dann ab Ende März wieder zu sehen.

Einiges los am Gewässer

Heute gibt es ein paar Fotos bei suboptimalen Licht, die auch vom Wattenmeerbesuch im September stammen.

Den Anfang macht der Dunkle Wasserläufer. Da man ihn hierzulande nur auf dem Durchzug und bei der Rast sehen kann, sieht man im meist auch im mehr oder weniger ausgebildeten Schlichtkleid, was so ganz und gar nicht dunkel ist. Im Brutgebiet ist das namensgebende Federkleid dann aber tatsächlich sehr dunkel.

Der Dunkle Wasserläufer ähnelt im Schlichtkleid sehr dem Rotschenkel. Ersterer hat aber nicht nur längere Beine und einen wesentlich längeren Schnabel, sondern auch keine weißen Flügelfelder auf den Oberflügeln. Den weißen Keil auf dem Rücken haben übrigens beide Arten!

Die in die Kamera guckende Graugans kennt ihr ja alle

Es folgt ein Graureiher im Abflug…

…und zum Abschluss ein Trupp aus Sturm- und Lachmöwen im Schlichtkleid, die auf dem Acker auf Nahrungssuche gehen.

Immer einen genaueren Blick wert

Bei jungen Möwen, so wie bei dieser im 1. Kalenderjahr, sollte man immer noch einmal genau hinschauen. Durch die Dispersion, also Streuwanderungen von Möwen, die vor allem bei jungen Möwen noch wesentlich ausgeprägter ist als bei den adulten, zieht es auch immer wieder welche zu uns, die eher selten oder noch nicht lange bei uns brüten. So wie auch diese Mittelmeermöwe im September.

Schon auf den ersten Blick hat diese Möwe etwas anders als die üblichen jungen Silbermöwen gewirkt. Die bis auf den Rand ungemusterten Schirmfedern passen zu juv. Herings-, Mittelmeer- und Steppenmöwen. Aber die Schnabelform (groß, wuchtig und mit sehr deutlichem Gonyseck), lassen dann nur noch die Mittelmeermöwe übrig.

Lange Zeit galt die Mittelmeermöwe nur als Unterart der Silbermöwe bzw einer ehem. Unterarten-Zusammenfassung namens Weißkopfmöwe, bis sie ihren eigenen Artstatus erhalten hat. Wie ihre nahen Verwandten ist sie mit einer Flügelspannweite von 140-158cm ungefähr bussardgroß.

In Deutschland ist sie als Brutvogel mit 200-300 Brutpaaren noch eine Ausnahme, obgleich die ersten Ansiedlungen, vom Mittelmeerraum ausgehend, schon in den 80ern stattfanden. Die meisten wird man also zur Zeit ihrer Streuwanderungen im Spätsommer/Herbst sehen können.

Badespaß mit Löffel

Hier konnte ich ein Weibchen der Löffelente beim Plantschen, von einer Beobachtungshütte aus, fotografieren. Mit dem namensgebenden löffelförmigen Schnabel filtern sie mithilfe von Hornlamellen (siehe letztes Foto) Nahrungspartikel aus dem Wasser, man nennt diesen Vorgang auch “seihen”. Dazu lassen sie einfach Oberflächenwasser in den Schnabel laufen und pressen es durch die Lamellen wieder heraus, ganz ähnlich dem Nahrungsverhalten von Walen. Die Löffelenten bleiben dabei allerdings Überwasser und schwimmen langgestreckt mit nach vorne gehaltenem Kopf, den sie seitlich hin und herbewegen, flach übers Gewässer.

Wie andere Gründelenten, können natürlich auch die Löffelenten tauchen und gründeln. Allerdings tun sie das weniger, um nach Nahrung zu schnappen, wie ihre Verwandten dies tun, sondern um Partikel aufzuwirbeln und diese anschließend durch ihren Seihapparat zu filtern und zu verwerten.

Dieses Nahrungsverhalten macht sich auch beim Habitatanspruch bemerkbar und sie bevorzugen sie eher flache und nährstoffreiche Binnengewässer. Da es an solchen Gewässern auch immer weniger ungestörte Brutmöglichkeiten gibt (Lebensraumverlust, unangeleinte Hunde, Freizeitnutzung), gilt sie mit gerade einmal 2.400-2.800 Brutpaaren in Deutschland auf der Roten Liste als gefährdet. Die Löffelente auf den Fotos aus dem September dürfte daher auch ein Wintergast bzw Durchzügler sein.

Süße, kleine Enten

Diese Krickenten konnten wir letzten September auf einem Gewässer in Nähe zum Wattenmeer beobachten. Gerade die Erpel sind ab dem Winter im Prachtkleid ein wirklich schöner Anblick, aber auch wie hier im Schlichtkleid, wenn beide das weibchenfarbene Gefieder tragen, sind sie schön anzusehen. Im Schlichtkleid kann man die Geschlechter vor allem an den Steißseiten (Weibchen weiß, Erpel gelblich) und am Schnabel unterscheiden (Weibchen i.d.R. mit orangen Kanten und Basis).

Man braucht aber auch beim Schlichtkleid keine Angst zu haben die Krickente mit anderen Enten zu verwechseln, da sie die kleinste Ente Europas ist und auf dem Gewässer zwischen anderen Enten sehr stark mit ihrer Winzigkeit auffällt.

Nicht in jeder Haltung sichtbar ist der schöne grüne Spiegel der Armschwingen. Der Farbton kommt, so wie alle schillernden Farben beim Vogelgefieder, nicht durch Farbpigmente zustande, sondern durch die Mikrostruktur der Oberfläche, die das Licht entsprechend bricht und in den jeweiligen Farben reflektiert. Daher ist die Farbwirkung auch sehr vom Licht abhängig und wirkt bei Bewölkung mal eher etwas bläulicher und matt und bei strahlendem Sonnenschein stark grün schimmernd.

Neben der Morphologie (Größe und Gefiedermerkmale), kann man die Anwesenheit von Krickenten auch sofort auditiv erkennen:

Der Balzruf vom Erpel ist der namensgebende “Krick” Laut, der Ruf vom Weibchen klingt wie ein hohes, nasales Lachen

Gut versteckt in der Wiese

Bei diesem kleinen Watvogel muss man schon genau hingucken, um ihn zu entdecken: die seltene Bekassine. Hier bei der Nahrungssuche waren sie noch verhältnismäßig gut zu sehen, beinahe unmöglich ist es jedoch, wenn sie ruhen und sich auf dem Boden versteckten. Dort bleiben sie mucksmäuschen still und regungslos sitzen und fliegen auch, dafür aber lautstark, im allerletzten Moment auf, wenn man „beinahe drauftritt“

Wenn man die Größenverhältnisse nur aus der Literatur kennt, wird man bei der ersten Sichtung doch erstaunt sein wie winzig sie mit ihren 25-27cm Körperlänge ist. Man darf dabei nicht vergessen, dass die komplette Schnabellänge bei dieser Angabe mit einbezogen wird und dieser macht bereits 5-7cm aus!

Damit man die Bekassine nicht mit der noch selteneren Zwergschnepfe, die hier allerdings nicht brütet, verwechselt, sollte man sich den Scheiten genau ansehen: Diagnostisch für die Bekassine ist ein einzelner heller Scheitelstreif in der Mitte, der von zwei dunklen umgeben ist. Die Zwergschnepfe dagegen hat keinen hellen Streifen in der Mitte.

Bekannt ist die Bekassine für ihre meckernden Instrumentallaute, die sie während der Balzflüge mit ihren abgespreizten Steuerfedern erzeugt. Das brachte ihr auch den volkstümlichen Namen „Himmelsziege“ ein.

In Küstennähe, so wie hier, kann man sie ganzjährig sehen. Im Binnenland kann man sie im Sommerhalbjahr in ihrem bevorzugten Habitat finden. Also in Mooren, auf Feuchtwiesen sowie in Nähe von Feuchtflächen mit Seichtwasserzone. Durch Trockenlegung ebendieser Flächen in vergangenen Jahrzehnten, ist der Bestand entsprechend geschrumpft und liegt heute bei 2.900-4.500 Brutpaaren. Tendenz ist leider, wie bei allen (Feucht)Wiesenvögeln, weiter stark sinkend.