Mittelspecht-Dame bei der Nahrungssuche

Bei Frost und Sonne konnte ich diesen weiblichen Mittelspecht bei der Nahrungssuche beobachten und ablichten. Der Geschlechtsdimoprhismus ist bei dieser Spechtart eher schwach ausgeprägt und je nach Beobachtungsbedingungen und individueller Variation nicht immer klar auszumachen, aber generell haben Weibchen ein nicht so kräftig leuchtendes Rot in der Kappe und diese verläuft eher ins Schwarz.

Auf den Fotos kann man gut sehen, warum man den Mittelspecht zu den Stocherspechten zählt: Er ist auf Bäume mit grober Borke angewiesen, da er mit seinem feinen Schnabel dort nach Insekten stochert. Daher korreliert das Auftreten und die Häufigkeit von Mittelspechten mit der Anzahl geeigneter mit grober Borkenstruktur: Früher waren das auch sehr alte Buchen, heute vor allem Eichen, da letzte schon in jüngeren Jahren eine grobe Borke bekommen.

Wichtig ist dieses Tatsache auch beim aktuellen Waldumbau von gebietsfremden Fichten-Plantagen hin zu strukturierteren Mischwäldern – Da sollten dann auch entsprechend Eichen (nicht nur) für den Mittelspecht gepflanzt werden, zumal er als Deutsche Verantwortungsart gilt: Im Gegensatz zu anderen Spechten besiedelt er eine geographisch recht kleine Region und Deutschland beherbergt 20-35% des Weltbestandes.

Trommelnd wird man den Mittelspecht eher selten erleben, da er diesen Instrumentallaut nur relativ leise nutzt, um den Partner in der Nähe eine potenzielle Nesthöhle anzuzeigen.

Schellenten im Winter und im Sommer

In Deutschland haben wir bei den typischen Enten (Familie Anatinae) 3 Tribus, die man unterscheiden kann und bei denen der Name ein Wink in Richtung der Verhaltensbiologie ist. So gibt es die Schwimm- bzw. Gründelenten mit dem bekanntesten Vertreter, der Stockente, die ihre Nahrung gründelnd oder seihend suchen. Dann gibt es noch die Tauchenten, bei denen vor allem die Reiherente bekannt ist und die – Überraschung – ihre Nahrung (meist) tauchend suchen Mit der letzten Gruppe kommen wir zum heutigen Vogel, denn mit den Fotos der Schellente, haben wir einen Vertreter der Meeresenten vor uns. Die meisten von ihnen, so auch die Schellente, verbringen den Winter an der Küste, daher Meeresente.

Auf dem ersten Flugfoto mit den 3 Individuen sieht man auch gleich alle 3 möglichen morphologischen Erscheinungsformen der Schellente: Links unten ein erwachsenes Männchen; unverkennbar mit dem dunkelgrün schimmernden Kopf und dem leuchtenden weißen Wangenfleck. Ganz oben sieht man ein erwachsenes Weibchen mit einem schokobraunem Kopf und ohne Wangenfleck. Das Individuum ganz recht dagegen, ist ein juveniles Männchen, was man gut an dem sich herausbildenden Wangenfleck in Kombination mit dem noch vom Jugendkleid stammenden “dreckigen” bzw. streifig gemusterten Halsgefieder erkennen kann. Der Kopf junger Männchen ist weibchenbraun gefärbt, die Flanken sind aber auch schon recht früh wesentlich heller als bei den dunklen Weibchen.

Alle Schellenten fallen zudem mit einer hellgelben Iris und dem sonderbar geformten Kopf auf, der wesentlich mehr in die Höhe geht als bei anderen Enten.

Während die ersten beiden Fotos aus dem Winter an einem Binnensee (SN) stammen (Januar), wo mehrere Trupps unterwegs waren, sind die anderen beiden aus dem Juni (ebenfalls ein Binnensee, in MV). Ausgehend von einer Verbreiterung des Brutareals ab dem 19. Jahrhundert, hat sich vor allem ab Mitte des 20. Jahrhundert eine deutliche Ausbreitung Richtung Westen und damit Mitteleuropa vollzogen, denn ursprünglich kamen Schellenten vor allem in Nord/Nordosteuropa vor. Nichtsdestotrotz sind übersommernde bzw. brütende Schellenten mitten im Deutschen Binnenland nach wie vor etwas besonderes.

Bachstelze am Wasser

Im Juni konnte ich diese Bachstelze schön frei am Wasser fotografieren. Sie sind (nicht nur) in Europa weit verbreitet und innerhalb des Kontinents häufiger als die anderen Stelzenarten, da Bachstelzen es geschafft haben sich zum Kulturfolger zu entwickeln. Dadurch kann man ihren hohen, stelzentypisch 2-silbigen Ruf “Zie-Wiet” auch im Siedlungsbereich oft vernehmen.

In Europa kommt die Bachstelze in 2 Unterarten vor; die meisten kennen die hier brütende Nominatform (Motacilla alba alba). In Großbritannien und Irland wird sie von der Trauerbachstelze (Motacilla alba yarrellii) abgelöst, die man in Mitteleuropa auch mal zur Zugzeit antreffen kann, wenn einem das dunklere Rückengefieder und die dunkleren Flanken auffallen.

Frühsport mit der Sumpfmeise

Die Morgensonne im Dezember hat den Reif noch nicht aufgetaut, da zeigt sich die Sumpfmeise im Stadtpark schon wieder in athletischer Höchstform. Sie suchen ihre Nahrung sowohl in den Baumkronen, an unteren Stammabschnitten, im Herbst oft an Stauden und im Winter auch am Boden.

Die Sumpfmeise bleibt das ganze Jahr über bei uns und kommt auch ans Futterhaus. Dort kann man u.U. eine ihrer arttypischen Verhaltensweisen beobachten: Wenn sie mit mehreren Körnern abfliegt, dann deshalb, da sie Vorräte in Rindenspalten, Moos und zwischen Ästen anlegt. Ein Verhalten, welches die Sumpfmeise das ganze Jahr über zeigt und was man von anderen Meisen – außer der nah verwandten Weidenmeise – nicht kennt, was sich aber auch bei anderen Vögeln wie dem Kleiber beobachten lässt.

Der Gartenwusel auf Nahrungssuche

Der wuselige Gartenbaumläufer, mit einem längeren Schnabel und einer weicheren Abstufung im Muster auf den Flügeln als der ähnliche Waldbaumläufer, war hier im Stadtpark gerade auf Nahrungssuche. Mit dem feinen, gebogenen Pinzettenschnabel sucht er unter der Borke von Bäumen nach Spinnen, Insekten sowie deren Eier oder Larven.

Im Gegensatz zum ebenfalls kletterfreudigen Kleiber, sind die Baumläufer quasi immer auf einer Einbahnstraße unterwegs: Sie klettern längere Strecken an Bäume stets aufwärts; oft spiralförmig um den Stamm herum. Bedingt durch die geringe Größe von 12,5cm, dem Tarngefieder und den eher unscheinbaren Rufen und Tönen, fallen sie nicht so auf wie andere Vögel.

Die “ziet-ziet-ziet”-Rufe sind dann auch meist das, was man zuerst von ihnen mitbekommt: helle, reine Töne auf einer hohen Frequenz. Sie sind kräftiger vorgetragen und weniger säuselnd als bei den Goldhähnchen und dabei reiner sowie klarer als beim Waldbaumläufer (srrii). Der Gesang setzt sich auch aus diesen Elementen zusammen; sie werden dabei aber in variierendem Tempo und melodischer vorgetragen.

Die Knusperbande fällt wieder ein

Der Erlenzeisig gilt gemeinhin als Wintervogel, ist aber auch mit einem Brutbestand von 21.000-51.000 Brutpaaren als sommerlicher Brutvogel in Deutschland in passenden Gebieten häufig anzutreffen. Man findet sie dann eher in Mittelgebirgslagen mit reichen Beständen an Fichte, deren Zapfen zu ihren wichtigsten Nahrungsquellen gehören. Die Anzahl an Brutpaaren ist daher auch immer von Mastjahren der Fichte abhängig.

Ganz anders im Winter, wo der Erlenzeisig seinem Namen alle Ehre macht und in lärmenden Trupps knuspernd an Schwarz-Erlen-Zapfen zu finden ist. Wie stark der winterliche Einfall der Knusperbande ausfällt, hängt wie bspw. auch bei den Bergfinken von den Bedingungen in den nordeuropäischen und osteuropäischen Brutgebieten ab. Ringablesungen zeigen dabei ein breites Spektrum von Vögeln aus Russland, Skandinavischen Ländern, Baltischen Ländern usw.

Generell ist vieles beim Erlenzeisig – sowohl die Brutplätze als auch das Zugverhalten – sehr unstet. Ringfunde belegen, dass Individuen bspw. nicht immer die gleichen Winterquartiere anfliegen und innerhalb des saisonalen Winterquartiers wandern Schwärme auf der Suche nach Nahrung nochmals bis zu 100Km weit.


Die Fotos sind aktuell von der letzten Wintervogelzählung im Dezember.

Unbeeindruckt von der Schwerkraft

So kennt und mag man ihn: Der Kleiber hängt mal wieder entgegen allen Gesetzen zur Schwerkraft ganz gemütlich am Baum und guckt durch die Gegend Seine Lautäußerungen sind das ganze Jahr über zu hören und für so einen kleinen Vogel nicht nur laut, sondern er gibt auch eine Menge verschiedener Töne von sich.

Ab April geht dann die Brutzeit los, in welcher der Kleiber ein Gelege bestehend aus 5-9 Eiern legt. Dieses befindet sich oft in alten Specht- und Asthöhlen, in mächtigen abgestorbenen Stümpfen toter Bäume, Nistkästen, Mauerlöchern usw. Ist die Einflug-Öffnung dabei so groß, dass potenzielle Prädatoren die Brut bedrohen könnten, klebt (kleibert) er mithilfe von Lehm, Erde oder Losung das Einflugloch soweit zu, bis nur noch er gerade so hindurchpasst.

Zusammen im Sonnenschein herumschippern

Dieses hübsche Nilganspaar konnte ich letztes Wochenende ablichten, als sich im Gegensatz zu diesen Tagen, auch mal die Sonne zeigte. Als hübsche Ziervögel in Parkanlagen vor allem in den Niederlanden, vereinzelt aber auch in Deutschland gehalten, sind sie irgendwann ausgebüxst und haben sich seit Mitte der 80er in Deutschland als Brutvögel etabliert. Seitdem stieg ihr Bestand von wenigen Hundert auf mittlerweile bis zu 7.500 Brutpaare an und wird (hat bereits) den 5-stelligen Wert erreichen. Geholfen hat dabei sicher auch die Tatsache, dass sie Brutverluste durch ein Nachgelege und mit bis zu 10 Eiern gut kompensieren kann.

Das Problematische an der als invasiv eingestuften Nilgans ist weniger, dass sie andere Tiere direkt angreifen würde, da es oft heißt, sie ist aggressiv; sondern eher dass sie so konkurrenzstark ist, dass sie vorhandene Ressourcen besser nutzen und verteidigen kann, als andere (heimische) Tiere. Das zeigt sich bspw. dann, wenn Habicht-, Rotmilan-, Weißstorch und Fischadlerhorste oder Wanderfalkennistplätze durch Nilgänse besetzt und verteidigt werden. Ganz allgemein gibt es in jedem Ökosystem und ganz besonders in der heutigen, anthropogen geprägten Landschaft, nur begrenzte Ressourcen, die nicht unendlich verteilt werden können und je mehr Neozoen dazukommen, desto schwieriger wird die Situation.

Bislang war das bei der Nilgans aufgrund der noch überschaubaren Individuenzahlen zu vernachlässigen, aber mit weiter steigenden Beständen wird die interspezifische Konkurrenz zweifellos weiter zunehmen. Eine interessante Anekdote dabei ist, dass lokale Untergruppen von Naturschutzverbänden öfter und offener von Problemen berichten, als ihre eigenen Dachorganisationen.

Herr Eisvogel am Vormittag

Diesen männlichen Eisvogel, nennen wir ihn Eisbert , konnte ich zur Wasservogelzählung auf den Sensor bannen. Aufgrund des türkis irisierenden Gefieders bezeichnet man sie oft als “fliegende Edelsteine”, hier müsste man dann wohl vom sitzenden Edelstein reden

Die Eisvogelpopulation ist immer starken Schwankungen ausgesetzt, da sie besonders empfindlich auf harte Winter reagieren. Das liegt nicht nur am kleinen Körper mit einem schlechten Verhältnis von Volumen zu Oberfläche, der schneller auskühlt, sondern auch daran, da sie als Nahrungsspezialisten eisfreie Gewässer mit der richtigen Beutegröße brauchen und Fische sich im Winter an tieferen Gewässerstellen verkriechen.

Im Normalfall sind diese Schwankungen kein Problem, da der Eisvogel diese durch mehrere Bruten (meist zwei, manchmal drei und selten sogar vier) ausgleichen kann. Mitunter wird dabei zur Strategie der “Schachtelbruten” gegriffen: Während das Männchen noch die flüggen Jungvogel aus der letzten Brut versorgt, bebrütet das Weibchen schon die Eier der nächsten Brut.

Mit jeder neuen Erkenntnis faszinierender: Der Kormoran

Auch dieser Kormoran, der mit seinen Patschefüßchen auf dem Ast saß, hat uns zur Wasservogelzählung am Wochenende im Blick behalten

Kormorane auch speziell unsere Nominatform Phalacrocorax carbo carbo sind weit verbreitet und kommen bis an die Grönländische und Kanadische Küste vor. Da bei der Grönländischen Population viele den Winter über auch dort im Brutgebiet oder dessen Nähe verbringen, hat sich einigen Wissenschaftlern die Frage gestellt: Wie machen die das eigentlich im polaren Winter, wenn es zur Polarnacht überwiegend dunkel ist? Kormorane erbeuten ihre Fische ausschließlich Unterwasser in bis zu 30m Tiefe.

Dieser Frage ist ein Team um David Grémillet vom CEPE in Straßburg nachgegangen. In einer 2005 erschienenen Studie „Cormorants dive through the Polar night” konnten sie nachweisen, dass sich an der Tagesaktivität der Kormorane nichts geändert hat. Sie haben also ihre Jagdaktivitäten nicht an die kurzen Tageslichtphasen angepasst, sondern sind wie gewohnt jagen gegangen – selbst, wenn es dann dunkel war. Wir reden hierbei von Rest-Helligkeit von gerade einmal weniger als 1 Lux!

Die einzige Änderung betraf die Dauer der Jagd, die sich verlängert hat. Ob es an den erschwerten Bedingungen liegt oder aber am erhöhten Energiebedarf im Winter, ist dabei noch offen.

Spannend bleibt die Frage wie sie die Fische in solch einer Finsternis fangen können, was für eine Leistung!