Einfach nur niedlich: Schwanzmeisen-Nachwuchs beim Betteln, Turnen und Entspannen

Es ist immer wieder ein erfüllendes Erlebnis, die ebenso lebhaften wie auch putzigen Schwanzmeisen bei der artistischen Nahrungssuche beobachten zu können. Als wir im Juni ‚22 an einem Waldstreifen an der Ostseeküste waren, konnten wir auch eine Familie mit Nachwuchs lange beobachten.

Schwanzmeisen gehören mit einem Körpergewicht von 6-10g mit in die Riege unserer kleinsten Vögel, auch wenn sie dank des langen Schwanzes, der ca. 60% der ganzen Körperlänge ausmacht, auf 14cm kommen! Wenn das Weibchen zur Brutzeit dann 8-12 Eier in ihr kunstvoll gebautes Nest gelegt hat, hat sie damit insgesamt bis zu 120% ihres eigenen Körpergewichts an Eiern gelegt!

Bei der Aufzucht der Jungen, genauer gesagt der Fütterung, bekommt ein Schwanzmeisenpaar gelegentlich Hilfe von Artgenossen. Das sind Individuen, die selbst nicht gebrütet haben oder deren eigene Brut gescheitert ist. Die Helfer sind dabei mit einem der beiden Brutvögel verwandt.

Die Quatschköpfe in Aktion

Stare gelten wegen ihrer großen Schwärme bei uns als typische Zugvögel, dabei ist die Situation wesentlich komplexer. Das Überwinterungsgebiet erstreckt sich nämlich von Südskandinavien, über Mitteleuropa und Südeuropa bis nach Nordafrika. Und wer ein wenig Augen und Ohren offen hält, kann sie im Winter auch in Deutschland sehen.

Der Großteil ist aber tatsächlich zu dieser Zeit im weiträumigen Mittelmeergebiet zu finden.

Die ersten Schwärme kann man jährlich schon ab Juni sehen, denn dann finden sich diesjährige Jungvögel und Nichtbrüter zu den ersten Trupps zusammen. Diese ziehen aber noch nicht ins Winterquartier, sondern unternehmen Wanderungen zu Orten mit gutem Nahrungsangebot. Das können zum Leidwesen einiger Leute auch mal Obstbäume sein

Der eigentliche Zug beginnt dann erst ab September und ist vom Verlauf von Witterung und Nahrungsangebot abhängig.

Der Abendsonne entgegen

Der elegante Rotmilan ist hier der Abendsonne entgegen geflogen, auf dem dritten Foto sieht man auch gut, wie sich die Pupille durch das einfallende Licht verkleinert. Um bei der Jagd nicht durch die Sonnenblendung beeinträchtigt zu werden und um die überlebenswichtige Fähigkeit zum Sehen zu schützen, besitzen Greifvögel das Sopraorbitalschild: Ein Knochenschild über dem Auge, was dieses meist beschattet und auch bei Kämpfen schützt. Bei Arten mit besonders starker Ausprägung ist dieser Knochenteil auch für den entweder als ernst oder stolz interpretierten “Blick” verantwortlich wie bspw. beim Seeadler oder Habicht.

Stieglitz im Knusperparadies

Gerade zur Nachbrut- und Zugzeit kann man eine Menge Stieglitztrupps beobachten, die mit ihren Gesängen, Rufen und Fluglauten auf sich aufmerksam machen. Diesen Stieglitz bzw. Distelfink konnte ich heute beim Knuspern an Distelsamen ablichten. Der besonders lange und spitze Finkenschnabel prädestiniert diese Art zur Nahrungsaufnahme von Samen, selbst wenn diese tiefer im Pflanzeninneren oder hinter Stacheln versteckt liegen.

Bisher wurde das Verknuspern von 152 verschiedenen Arten von Pflanzensamen nachgewiesen, darunter je nach Jahreszeit: Birke, Kiefer, Wilde Karde, Löwenzahn, Huflattich, Disteln, Flockenblumen, Sonnenblumen, Mädesüß, Hahnenfuß usw. – Im Prinzip also ziemlich viele typische “Unkräuter”. Einfach ein bisschen was davon im Garten stehen lassen, dann schauen vielleicht auch mal die Stieglitzer vorbei

Singende Goldammer, spazierende Schnatterente und guckendes Reh

Vom Juni ’22 an der Ostsee habe ich ja schon einige Arten gepostet. Heute geht es mit den nächsten gänzlich verschiedenen weiter.

Die Goldammer:

An ihrem typischen Gesang ist ihre Anwesenheit im Gebiet zumindest während der Balz- und Brutzeit sofort nachzuweisen: zizizizi-DÜÜ

Wenn Goldammern mal nicht Singen, kann man auch oft ihre Rufe (“zirrrk”) hören; sie klingen ein wenig wie der bekannte “Regenruf” des Buchfinken, aber weniger stark und hochfrequenter.

Einen schönen Strandspaziergang hat dieser Schnatterenten-Erpel im Prachtkleid unternommen.

Bereits nach der Brut, oft wenn sie noch ihr Schlichtkleid tragen, geht schon wieder die Balz bei ihnen los. Aus den Gruppen heraus hört man dann auch das so arttypische und witzige “Mep” der Männchen bei der Gemeinschaftsbalz. Die Paare finden dann auch entsprechend früh meist schon im Herbst zusammen – da tragen sie auch nach Vollendung der Mauser im Spätsommer wieder ihr Prachtkleid.

Und ein Reh ist mir auch noch recht nah vor die Linse gekommen: Getarnt durch Sträucher hat es sich bequem vom Weg aus fotografieren lassen. Rehe gehören zur Familie der Hirsche und sind bei uns die kleinsten Vertreter.

Kormorane im Sommer an der Ostsee

Die schwarzen Vögel mit den schwimmhäutigen Patschefüßen sind klar erkennbar Kormorane. Der Begriff Kormoran steht aber nicht nur für unsere hier heimische Art Phalcrocorax carbo, sondern auch den taxonomischen Zusammenschluss der weltweit über 40 verwandten Arten, die Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae). Als besondere Beobachtung kann man bei uns auf dem Durchzug auch Krähenscharben oder Zwergscharben sehen – noch seltener sogar als vereinzelte Brutvögel.

Auf den Fotos sieht man Individuen mit weißen Bauchfedern, dieses Merkmal verrät sie als Jungvögel. Das Ausbreiten der Schwingen, die eine Spannweite zwischen 1,3m-1,6m aufweisen, dient dem Trocknen des Gefieders, da die Evolution beim Kormoran für kein so gutes wasserabweisendes Gefieder gesorgt hat wie bei anderen Vögeln, was ihm allerdings bei seinen Tauchgängen einen Vorteil während der Jagd nach Fischen verschafft.

Den Jagderfolg zeigt das letzte Bild, was fotografisch kein Highlight ist, aber eine schöne Dokumentation wie sich dieser Kormoran einen Plattfisch erbeutet und ihn unter Mühen tatsächlich verschlungen hat. Das ganze hat er dann mit seinem stolzen Meckern quer über die Ostsee quittiert

Er ist blutrot überhaucht und singt wie eine Laserpistole bei Star Wars


So könnte man den Bluthänfling in etwa umschreiben, zumindest was das Männchen betrifft. Der Artname stammt von der im Prachtkleid blutrot überhauchten Brust sowie der roten Kappe wie man im 3. Foto gut sehen kann. Das Männchen der ersten beiden Bilder hat schon ins Schlichtkleid gemausert und zeigt daher weniger rot, dem Weibchen (Foto 4) fehlen generell die roten Merkmale.

Wie man an Statur und Schnabel schon erahnen kann, gehören Bluthänflinge zu den Finken. Sie sind in der Bevölkerung nicht so bekannt wie einige ihrer Verwandten, was sicher auch mit ihrem Bestandsrückgang in Mitteleuropa und der Bevorzugung ihres Lebensraumes zu tun haben könnte: Sie mögen eher offene Flächen wie bspw. Heiden, Weinberge, aber auch Ruderal und Ödlandflächen – Gerade letzteres sind Orte, die der Mensch nicht gerne sieht und möglichst bald für den Bau versiegeln oder die Landwirtschaft urbar machen will. Eine Ausnahme bilden da gelegentlich Industriegebiete, wo sie ihre Ansprüche erfüllt sehen.

Wichtig ist in jedem Fall, dass es ausreichend Kräuter mit vielen Sämereien gibt, von denen sie sich ernähren können. Nur ihre Jungen bekommen zur Aufzucht proteinreiche Insektenkost, sonst ernähren sie sich nur samenknuspernd Im Gegensatz zu anderen Samenknusperern wie den Erlenzeisigen bspw. suchen sie ihre Nahrung aber lieber am Boden.

Möwenparty im Juni an der Ostsee

Die ersten beiden Bilder zeigen die Silbermöwe, welche zu den Vierjahres-Möwen gezählt wird; eine Bezeichnung, die nicht aus der biologischen Systematik stammt, sondern die Anzahl an Gefiederzyklen (Kalenderjahre) beschreibt, bis sie ins adulte Kleid gemausert hat, in dem Fall das 4. Kalenderjahr. Daran kann man schon abschätzen, dass sie wohl ein höheres Alter erreichen kann – eine in den Niederlanden beringte Silbermöwe hat ein Alter von 34 Jahren erreicht, eine in Deutschland beringt 30 Jahre. Das ist für ein Wildtier natürlich nicht die Regel und auch kein Durchschnittswert.

Das erste Foto zeigt eine diesjährige Silbermöwe im 1. Zyklus, auf dem folgenden Foto sieht man gleich drei verschiedene Altersklassen beisammen. Von vorne nach hinten: 1. Zyklus, 3. Zyklus, 2. Zyklus.

Das nächste Bild zeigt nicht nur unsere mit Abstand häufigste Möwe, die Lachmöwe. Ihren markanten dunkelbraunen Kopf trägt sie allerdings nur im (adulten) Prachtkleid, im Schlichtkleid ist der Kopf weiß und hat einen verwaschenen schwarzen Fleck am Ohr.

Zuletzt noch eine herumschippernde Sturmmöwe – Auch, wenn sie wie die verwandten Steppen- Mittelmeer-, Mantel- und Heringsmöwe zu den Großmöwen (Gattung Larus) zählt, ist die Sturmmöwe dabei nicht nur deutlich kleiner, sondern auch die kleinste der bei uns vorkommenden Großmöwen.

Sägezähne und Sturmfrisur – Gänsesäger an der Ostsee

Auch, wenn Gänsesäger wie hier an der Küste vorkommen, sind sie generell stärker ans Süßwasser (Seen, Flüsse) gebunden als ihr Verwandten, die Mittelsäger. Vor allem auf 2 der Fotos sind deutlich die namensgebenden Hornzähne zu sehen, welche eine gute Hilfe bei der Jagd nach ihrer Fischbeute darstellen.

Mit einer Flügelspannweite von 82-98cm und einem Gewicht von meist 0,9-2,1Kg ist der Gänsesäger unter Enten schon eine auffallende Erscheinung.

Ein Brandganspaar an der Ostsee

Im Juni ’22 haben wir an der Ostsee dieses schöne Brandganspaar beobachten können. Einige Ornithologen legen unheimlichen Wert darauf, dass man lieber den Artbegriff “Brandente” benutzen sollte, da sie wie auch weitere Vertreter aus der Unterfamilie der Halbgänse (bspw. Nilgans, Rostgans) zur Familie der Entenvögel gehört und damit näher mit Enten als Gänsen verwandt ist. Sie zeigen daher auch mitunter typisches Entenverhalten wie das Gründeln, was man von den Gründelenten kennt und man auf einigen Fotos sehen kann.

Letzten Endes sind das alles nur Trivialnamen und diese sind gefühlt bei jeder fünften Art zumindest irreführend, oft auch fachlich falsch, was allerdings auch auf die Bedeutung der latinisierten Artbegriffe der offiziellen Nomenklatur zutrifft. Der Zweck ist ohnehin nur, eine Art sicher benennen zu können, alle weiteren relevanten Informationen erhält man dann mithilfe des Artbegriffes in der (Fach)literatur.

Mit einem Gewicht von bis zu 1,4Kg und einer Körperlänge von 58-65cm ist die Brandgans für einen Entenvogel ordentlich groß und hat wohl nicht zuletzt deshalb das Anhängsel “Gans” bekommen. Die Geschlechter kann man durch den Stirnhöcker beim Männchen, der vor allem in der Brutsaison deutlich hervorsticht, gut unterscheiden.