Erst beim späteren 2. Blick erkannt – die Brautente

Diese schöne Entendame, die im Mai am frühen Abend bei Dämmerlicht über die Saale geschippert ist, sah beim ersten Blick doch ganz klar nach weibl. Mandarinente aus. Dafür sprach auch der Umstand, dass ein Erpel wenige Hundert Meter weiter stromabwärts zu der Zeit regelmäßig zu sehen war. Beim erneuten Sichten der Fotos und beim Bearbeiten, bin ich doch noch einmal ins Grübeln gekommen, denn einiges wirkt schon anders. Tatsache ist: Die Entendame ist eine Brautente!

Während die Erpel der nahe verwandten Mandarin- und Brautenten sich sehr stark unterscheiden, sind die Unterschiede bei den Weibchen subtiler. Die je nach Lichtverhältnisse etwas schillernden Gefiederanteile (grünlicher Kopf, lila Flügeldecken oberhalb des Spiegels) sind nicht immer gleich zu sehen und der gelbe Lidring ist vor allem aus der Nähe auffallend. Die Flankenstrichelung ist bei de Brautente kürzer und breiter, das ist aber ohne direkten Vergleich ein unsicheres Merkmal.

Ein weiteres gutes Merkmal dagegen ist der schwarze Nagel; also die Schnabelspitze, welche bei der Mandarinente immer hell ist.

Auffallend, aber individuell variierend (!) ist die starke Augenmaske sowie der fehlende bzw nur im Ansatz vorhandene Hinteraugenstreif der Brautente. Bei der weiblichen Mandarinente ist die Augenmaske nicht so stark, dafür weist sie meistens einen langen, schmalen und deutlichen weißen Hinteraugenstreif auf.

Eine Gemeinsamkeit beider Entenarten ist, dass sie beide keine heimischen europäischen Vögel sind, sondern als Ziervögel für Zoos und Parks eingeführt wurden und sich von dort ausgehend ausgebreitet haben. Bereits 1880 sind die ersten Individuen unbeabsichtigt aus dem Dresdner Zoo entflogen, während man in Berlin um 1900 herum sogar versuchte, diese Art absichtlich auszusetzen und eine Wildpopulation zu begründen. Diese frühen Versuche sind gescheitert, aber durch immer wieder neuen „Nachwuchs“ durch Gefangenschaftsflüchtlinge oder Aussetzungen in Parks, konnten sich vor allem im Westen Deutschlands kleinere Populationen halten.

Wobei die Mandarinente sich im Vergleich schon stärker etablieren konnte.

Interessant ist die Herkunft dieser beiden Neubürger: Während die Mandarinente ihre Heimat in Ostasien hat, stammt die Brautente aus Nordamerika.

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