Nilgans

Heute gibt es Fotos von einem wirklich hübschen Neozoon: Der Nilgans.

Neozoene sind Tiere, die mithilfe menschlicher Einflüsse (bewusst oder unbewusst) in fremde Habitate eingeschleppt oder eingebracht wurden (Waschbären, Nutrias, Straßentauben, Halsbandsittiche, Fasane usw). Die Nilgans ist eigentlich in Afrika beheimatet und wurde in Europa oftmals als Ziervogel in Parkanlagen usw gehalten, aus denen nicht wenige ausgebüchst sind.

Ein Problem ist es vor allem deshalb, da sie den heimischen Vögeln, die aufgrund menschlicher Eingriffe in der Natur immer weniger Lebens- und Bruträume finden, noch mehr Konkurrenz macht und auch Vögel von ihren Nestern vertriebt, um diese zu okkupieren.

Ich habe selbst schon auf einer Brut-Webcam (beleef de lente von Vogelbescherming Nederland) gesehen wie ein Nilgans-Paar ein Nest übernommen hat, welches gerade abwechselnd von einem Mäusebussard und Habicht aufgebaut bzw benutzt und von einem Seeadlerpaar als Ersatznest gehalten wurde.

Übrigens: Der lustige schwarze Vogel, der gemütlich im Hintergrund herumschippert ist ein Kormoran. Die Schwäne sind unsere bekannten Höckerschwäne (Eltern mit Kind).

Hier gibt es noch einmal eine nette Bilderreihe der Nilgänse. Wie man sehen kann, bleiben Pärchen auch außerhalb der Brut meist zusammen.

Die unterschiedliche Färbung ist übrigens kein Geschlechterhinweis, sondern eine Variante der Morphe. Bis auf das letzte Bild, sind die Fotos nacheinander entstanden. Da sieht man, was die Nilgänse so treiben (wenn sie anderen Vögeln nicht gerade das Leben schwer machen): Mit lang gestrecktem Hals lustig hin- und herlaufen, etwas Wasser schlabbern und dann mit vollem Körpereinsatz ins Wasser plumpsen.

Das letzte Bild wurde dann im Abendlicht aufgenommen, als der Badetag für die beiden Gänse vorbei war.

Dieses hübsche Nilganspaar konnte ich letztes Wochenende ablichten, als sich im Gegensatz zu diesen Tagen, auch mal die Sonne zeigte. Als hübsche Ziervögel in Parkanlagen vor allem in den Niederlanden, vereinzelt aber auch in Deutschland gehalten, sind sie irgendwann ausgebüxt und haben sich seit Mitte der 80er in Deutschland als Brutvögel etabliert. Seitdem stieg ihr Bestand von wenigen Hundert auf mittlerweile bis zu 7.500 Brutpaare an und wird (hat bereits) den 5-stelligen Wert erreichen. Geholfen hat dabei sicher auch die Tatsache, dass sie Brutverluste durch ein Nachgelege und mit bis zu 10 Eiern gut kompensieren kann.

Das Problematische an der als invasiv eingestuften Nilgans ist weniger, dass sie andere Tiere direkt angreifen würde, da es oft heißt, sie ist aggressiv; sondern eher dass sie so konkurrenzstark ist, dass sie vorhandene Ressourcen besser nutzen und verteidigen kann, als andere (heimische) Tiere. Das zeigt sich bspw. dann, wenn Habicht-, Rotmilan-, Weißstorch und Fischadlerhorste oder Wanderfalkennistplätze durch Nilgänse besetzt und verteidigt werden. Ganz allgemein gibt es in jedem Ökosystem und ganz besonders in der heutigen, anthropogen geprägten Landschaft, nur begrenzte Ressourcen, die nicht unendlich verteilt werden können und je mehr Neozoen dazukommen, desto schwieriger wird die Situation.

Bislang war das bei der Nilgans aufgrund der noch überschaubaren Individuenzahlen zu vernachlässigen, aber mit weiter steigenden Beständen wird die interspezifische Konkurrenz zweifellos weiter zunehmen. Eine interessante Anekdote dabei ist, dass lokale Untergruppen von Naturschutzverbänden öfter und offener von Problemen berichten, als ihre eigenen Dachorganisationen.

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