Große Brachvögel im Juni

Da macht man erst einmal große Augen, wenn man sich den überfliegenden Trupp im Fernglas ansieht und die Art dann im Binnenland (Biosphärenregion Schaalsee) Mitte Juni als Große Brachvögel identifiziert! Über die Truppbewegung kann man gut spekulieren: Vielleicht wurden sie auf ihrer Fläche bei der Nahrungssuche gestört, sind Nichtbrüter, die sich bereits auf den Zug machen oder gar verfrühte durchziehende Zugvögel aus dem Norden?

Beim Betrachten des Trupps fällt die mitunter unterschiedlich große Schnabellänge auf; bei den kleineren Differenzen handelt es sich um Unterschiede zwischen Weibchen und Männchen, wobei die Weibchen den größeren Schnabel aufweisen. Gerade das letzte und erste Individuum im Trupp fällt besonders aus der Reihe; hier sollte man nicht auf die Idee kommen an den Regenbrachvogel denken, da es oft heißt, man könne diesen am kürzeren und stärker gebogenen Schnabel unterscheiden, dafür aber beachten, dass juvenile Große Brachvögel im ersten Kalenderjahr noch deutlich kürzere Schnäbel haben als die ausgewachsenen Artgenossen.

Wer sitzt in Hochstaudenfluren und macht Quatsch?

Es ist der Sumpfrohrsänger! Im Gegensatz zu seiner nah verwandten Zwillingsart Teichrohrsänger, ist der Sumpfrohrsänger weniger an die Nähe zum Gewässer gebunden und findet auch in Hochstaudenfluren mit bspw. Brennnesseln oder Rainfarn ein passendes Habitat – Die Pflanzenart an sich ist dabei weniger wichtig, als die Tatsache, dass diese hoch und dicht wachsen. Orte mit solchen Merkmalen sind u.a. Bachufer, Brachflächen an Wiesen, Ruderalflächen, oder große verwilderte Gärten.

Dieses Individuum hat seine Artzugehörigkeit anhand seines quasselnden und imitierenden Gesangs (u.a. von Kohlmeisen) problemlos preisgegeben und war auch noch im passenden Habitat. Ganz so einfach ist es meist aber nicht und eine morphologische Bestimmung gelingt nur mit der Kombination mehrerer Merkmale:

-Teichrohrsänger hat eine wärmere Gefiederfarbe (Lichtsituation beachten)

-Beine des Sumpfrohrsängers tendenziell heller

-Teichrohrsänger weist einen rotbraunen Bürzel auf

-Handschwingenprojektion des Sumpfrohrsängers ca. 100%, beim Teichrohrsänger 60-100% (Mauserstatus, Alter und Abnutzung beachten)

-Flanken beim Sumpfrohrsänger tendenziell heller (Schmutz und Licht beachten)

Wenn man sich das ansieht, dann ist vieles davon recht vage, variabel und es gibt zudem noch Überschneidungsbereiche. Von daher kann ich nur die Empfehlung abgeben die Bestimmung – während der Brutzeit – über den Gesang vorzunehmen. Das klingt anfangs vielleicht komplizierter, ist in Wahrheit aber wesentlich einfacher und definitiv sicherer als das subjektive Interpretieren von Farbtönen, Projektionen und Helligkeiten.

Brutinsel-Panorama

Von einem Beobachtungsturm an einem der Seen des Biosphärenreservates Schaalsee entstand aus 4 Einzelfotos das Panorama dieser Brutinsel. Die anderen 3 Fotos zeigen Details der Insulaner

Zu sehen sind: Stockente, Kormoran, Lachmöwe, Graugans, Flussseeschwalbe, Haubentaucher.

Das Brüten in Kolonien bringt zwar mitunter Nachbarschaftsstreitigkeiten mit sich wie bspw. Revierkämpfe oder Kleptoparasitismus; also das Abluchsen von Beute, aber für typisches Koloniebrüter wie Kormorane, Lachmöwen und Seeschwalben, scheinen die Vorteile klar zu überwiegen: Viele Augen sehen mehr und falls sich ein potenzieller Prädator nähert, wird er auf jeden Fall erkannt und dann nicht nur von einem Brutpaar bekämpft, sondern von allen.

Bei einem anderen Ausflug sind wir einmal Zeuge geworden, wie es einer Rohrweihe erging, die sich einer ähnlichen Brutinsel sich mit gewissen Absichten genähert hat; sagen wir es so: Das war nicht ihr Tag

Buntes Potpourri an Schmetterlingen aus dem Juni

Heute gibt’s eine bunte Faltervielfalt von einer Tour um einen See im Biosphärenreservat Schaalsee.

Die ersten beiden Bilder zeigen einen tagaktiven Vertreter aus der Unterfamilie der Bärenspinner (Arctiinae), es ist der Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae) bzw. auch Blutbär oder Karminbär genannt. Der Name kommt nicht von ungefähr, so entwickeln sich die Raupen gerne am Jakos-Greiskraut.

Der häufigste der Perlmuttfalter ist der folgende, es ist der Kleine Perlmuttfalter (Issoria lathonia).

Art Nummer 3 zeigt einen der Micros (von Microlepidoptera – Kleinschmetterlinge), genauer gesagt einen Wickler mit dem Namen Pandemis cerasana; einen richtigen Trivialnamen hat das schöne Tierchen nicht. P. cerasana ist weit verbreitet und häufig, da er polyphag lebt, d.h. an vielen verschiedenen Pflanzen frisst und sich nicht spezialisiert hat. In seinem Fall heißt das, dass die Raupe an allen möglichen Laubgewächsen knabbert.

Ein wirklich toller Anblick und als Imago nicht so oft zu sehen, ist der Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium prunis). Noch lieber als an Pflaumen, scheint er seine Eier an Schlehen abzulegen. Kein Wunder, da beide Pflanzen nah miteinander verwandt sind (Gattung Prunus) und die Schlehe die Stammform unserer Pflaume ist.

Apropos Schlehe: Das nächste Foto zeigt den Schlehenspanner (Angerona prunaria) und auch hier kann man beim Artepitheton “prunaria” die Anspielung auf die Schlehe erkennen, wobei die Art sehr polyphag lebt und nicht zwingend auf Schlehe angewiesen ist. Bemerkenswert ist die extrem hohe Variabilität der Art in Bezug auf ihr morphologisches Erscheinungsbild.

Zum Abschluss ein ganz besonders ästhetisch und filigran anmutender Schmetterling: Ein Vertreter aus der Familie der Federmotten (Pterophoridae). Das zweite Foto zeigt gut, warum man sie Federmotten nennt. In Deutschland muss man mit über 60 vorkommenden Arten rechnen, wobei viele davon selten anzutreffen sind. Die Bestimmungsschwierigkeit reicht davon von einfach, über kniffelig bis hin zu unmöglich nach rein morphologischen Merkmalen und sicher nur bis zur Gattungs-Ebene. Diese Art hier ein häufiger, großer und markanter Vertreter, es ist die Weiße Winden-Federmotte Pterophorus pentadactyla. Der alte Trivialname “Schlehengeistchen” wird nicht mehr genutzt, da die polyphag lebende Art nicht zwingend auf Schlehen angewiesen ist. Ganz irreführend und falsch ist jedwede Bezeichnung mit “Federgeistchen”, da eine ganz andere Schmetterlingsfamilie so heißt. Das ist so, als würde man die Art Mäusebussard mit der falschen Familie Turmfalke ansprechen oder die Art Schlehe mit der falschen Familie der Korbblütler.