Zusammen den Tag verschlafen

Die gestrige Wetterlage mit klarem Himmel, Sonnenschein und ordentlich Frost hat für gute Fotobedingungen gesorgt und so habe ich die Waldkäuze mal wieder aus sicherer Distanz am Schlafplatz besucht, an welchem man wohl ganz herrlich den Tag gemeinsam verschlafen kann

Wie einige andere revierstarke Vögel auch, so gibt es auch bei den Eulen die Herbstbalz, in der Reviere abgegrenzt, Bindungen gefestigt oder Single-Eulen auf Partnersuche gehen. Bemerk- und erlebbar macht sich das für uns durch die schaurig-schönen Rufe der Waldkäuze, die man ab September bis November nach der Dämmerung bei Dunkelheit hören kann. Das Männchen lässt dabei u.a. meistens DEN Prototyp des klassischen Eulenrufs hören: “Huuu…HuHu…Huuuhuhuuuu”, woraufhin Weibchen mit einem hohen “Ku-Wieht” antworten. Wer schon öfter Waldkäuze rufen gehört hat, dem werden die Unterschiede in Stimme, Artikulation und Stimmfärbung aufgefallen sein. Das sind tatsächlich individuell verschiedene sowie konstante Größten, anhand derer man auch Individuen auditiv unterscheiden kann. Zu beachten ist, dass beide Geschlechter auch die Rufe des jeweils anderen Geschlechts prinzipiell beherrschen, obgleich sie in der Form nicht so oft zu hören sind und der “Schaudergesang” des Weibchens bspw. deutlich schwächer ausgeprägt ist.

Von Februar bis April findet dann die Frühjahrsbalz statt, bei der es um den Beginn der Brutphase geht – also Bindungsfestigung, Höhlenanzeigen und Aufforderung zur Paarung. Zu der Zeit kann man, jedoch nur aus der Nähe, von beiden Geschlechtern noch einen anderen Ruf vernehmen, der dem Anzeigen eines Nistplatzes und als Lockruf dient; eine Art weiches Kollern oder Rollen von aneinandergereihten “ruu”-Lauten. Direkt zur Brutzeit und den damit verbundenen Fütterungen kündigt sich das Männchen beim Nestanflug mit seinem typischen Ruf an, worauf das Weibchen mit seinem “Ku-Wieht” antwortet. Auch zur stetigen Revierabgrenzung sowie Partnersuche bei immer noch unverpaarten Männchen, macht man(n) sich bemerkbar.

Bei den meisten Eulenbeobachtungen wird sich das Erleben daher auf die auditive Wahrnehmungsdimension konzentrieren, da Waldkäuze tagsüber – siehe Fotos – mucksmäuschenstill und perfekt getarnt wie ein Stück Rinde dasitzen.

Mittelspecht-Dame bei der Nahrungssuche

Bei Frost und Sonne konnte ich diesen weiblichen Mittelspecht bei der Nahrungssuche beobachten und ablichten. Der Geschlechtsdimoprhismus ist bei dieser Spechtart eher schwach ausgeprägt und je nach Beobachtungsbedingungen und individueller Variation nicht immer klar auszumachen, aber generell haben Weibchen ein nicht so kräftig leuchtendes Rot in der Kappe und diese verläuft eher ins Schwarz.

Auf den Fotos kann man gut sehen, warum man den Mittelspecht zu den Stocherspechten zählt: Er ist auf Bäume mit grober Borke angewiesen, da er mit seinem feinen Schnabel dort nach Insekten stochert. Daher korreliert das Auftreten und die Häufigkeit von Mittelspechten mit der Anzahl geeigneter mit grober Borkenstruktur: Früher waren das auch sehr alte Buchen, heute vor allem Eichen, da letzte schon in jüngeren Jahren eine grobe Borke bekommen.

Wichtig ist dieses Tatsache auch beim aktuellen Waldumbau von gebietsfremden Fichten-Plantagen hin zu strukturierteren Mischwäldern – Da sollten dann auch entsprechend Eichen (nicht nur) für den Mittelspecht gepflanzt werden, zumal er als Deutsche Verantwortungsart gilt: Im Gegensatz zu anderen Spechten besiedelt er eine geographisch recht kleine Region und Deutschland beherbergt 20-35% des Weltbestandes.

Trommelnd wird man den Mittelspecht eher selten erleben, da er diesen Instrumentallaut nur relativ leise nutzt, um den Partner in der Nähe eine potenzielle Nesthöhle anzuzeigen.

Bunte Faltervielfalt aus dem Juni

Im Juni ’22 an der Ufervegetation der Saale und anliegenden Trockenrasen habe ich diese Falter fotografiert und heute mal die Bilder fertig gemacht:

Fotos 1-3: Der wunderbare Baumweißling (Aporia crataegi) ist bei mir in der Ecke echt eine Besonderheit. Bei unserem Urlaub in der Rur-Eifel hatten wir dagegen soviele Baumweißlinge wie hier Kleine Kohlweißlinge. Von weitem betrachtet bzw. für Laien besteht Verwechslungsgefahr mit dem Hartheu-Spanner (Siona lineata) aus einer ganz anderen nicht verwandten Familie (Geometridae).

Foto 4 zeigt den markant geformten C-Falter (Polygonia c-album), der recht anspruchslose Nahrungspflanzen wie Brennnessel, Sal-Weide, Hasel usw. hat.

Foto 5&6 ist ein weiblicher Faulbaum-Bläuling; das Geschlecht erkennt man an der Oberseite, denn das Männchen ist nicht so dunkel gezeichnet. Das 2. Foto zeigt die Eiablage am Beifuß, die bis jetzt (wohl) noch nicht nachgewiesen wurde. Allerdings ist die Art polyphag und recht anspruchslos bei der Nahrungspflanze der Raupen.

Foto 7&8 ist ein etwas abgeflogenes Männchen vom häufigsten unserer Bläulinge, dem Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), der deswegen auch Gemeiner Bläuling genannt wird.

Foto 9 zeigt ein wunderbar gezeichneten Nachtfalter aus der Familie der Spanner (Geometridae), den Pfaffenhütchen-Harlekin (Ligdia adustata). Nomen est Omen: Dieser Schmetterling ist tatsächlich an das Vorhandensein das Pfaffenhütchens gebunden, der bei uns recht häufig gepflanzt wird.

Die Fotos 10-13 zeigen mal wieder den Rostfarbigen Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), der unter den Dickkopffaltern eine der häufigsten Arten bei uns stellt. Das letzte Foto ist ein zweites Individuum. Bestimmungsrelevant bei dieser Art sind die hellen Flecken auf den Flügeln sowie die die gebogenen Häkchen am Ende der Fühlerkolben, welche die Verwechslungsarten nicht haben.

Zum Abschluss gibt es ein Suchbild – Wo ist der Falter? Manche Tarnungen in der Natur sind immer wieder aufs Neue faszinierend, so wie hier beim Wellenlinien-Rindenspanner (Alcis repandata). Die Tarnung hat er nicht ohne Grund, da seine Raupen polyphag auf verschiedenen Laub- und Nadelhölzern leben und der Imago gut daran tut sich dort entsprechend zu tarnen, wenn er nach Partnern und Eiablageplätzen sucht. Wobei die Raupen mindestens genauso faszinierend sind: Die sehen aus wie kleine Zweige!

Ulmen-Zipfelfalter – Ei und Imago

Heute an der Saale konnte ich nach intensiver Suche an 2 Flatter-Ulmen ein Ei vom Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) finden – Das seht ihr auf dem linken Foto der Collage.

So wie bei den anderen verwandten Zipfelfaltern der Gattung (Satyrium spec.), werden die Imagines aufgrund ihrer Lebensweise eher selten gefunden. Manchmal klappt es aber und auf die rechte Seite der Collage habe ich ein Foto vom Juni ’22 hinzugefügt, wo man den hübschen ausgewachsenen Falter sieht.

Man sollte sich nicht blind drauf verlassen, aber in diesem Fall ist der Trivialname ein guter Wink: Der Ulmen-Zipfelfalter mag tatsächlich Ulmen und auch nur die; genauer gesagt knuspern sich die Raupen gerne durch die Ulmenblätter. Die genaue Ulmenart ist dabei nicht so wichtig, so kann man die Eier an allen 3 hier vorkommenden Ulmenarten finden: Flatter-Ulme, Berg-Ulme und Feld-Ulme.