Singdrossel mit widerspenstigem Essen

Auf den Fotos vom Juni sieht man unsere kleinste mitteleuropäische Drossel, die Singdrossel, bei ihrer typischen langgestreckten Haltung, die sie bei der Nahrungssuche immer wieder zum Sichern einnimmt, um bspw. nicht von einem Sperber überrascht zu werden. Eben diese Suche nach Nahrung hat sie hier zu einer Raupe des Braunen Bärs geführt, aber die ganze Angelegenheit war ihr dann im Wortsinn wohl doch zu haarig.

Wenn man sie nicht sieht, kann man sie zumindest ab Frühjahr wieder hören – Und wie! Ihr Reviergesang ist nicht nur unheimlich laut, sondern trotz der extremen Variation unverkennbar. Jedes Strophenmotiv wird dabei mehrmals, oft 2-3 mal, manchmal auch 4-5 mal, wiederholt. Ein arttypischer Laut, der immer zu hören ist, ist das lautmalerisch umschriebene “Kuh-Dieb! Kuh-Dieb!”, ansonsten imitiert sie auch sehr gerne Vogellaute aus der Umgebung. Eine Singdrossel an der Müritz konnten wir so bspw. bei der Imitation von Seeadler-Rufen beobachten, im Wald kann es auch mal passieren, dass sich der Schwarzspecht von der Singdrossel veräppeln lassen muss. Als im Thüringer Wald diesen Jahres der Krü-Krü-Krü-Krü-Krü-Flugruf des Schwarzspechts ohne Bewegung aus einem Baum kommt, war ebenfalls eine Singdrossel der Urheber.

Schaut aus wie er auch ruft: Grrrrrüüüüüün

Aus dem Trivialnamen des Grünfinken kann man schon ein paar richtige Dinge herleiten wie die Zugehörigkeit zur Familie der Finken, welche man auch gut am Finkenschnabel erkenne kann. Das mit dem Grün trifft vor allem auf die Männchen im Prachtkleid zu, Weibchen sind wesentlich matter gefärbt und zeigen eher ein gräuliches Grün. Oft für Irritation sorgen auch die Jungvögel, welche im Gegensatz zu den Altvögeln, sehr kräftige schwarze Strichel an Brust, Bauch und Flanken aufweisen. Immer markant sind die knallgelben Handschwingen, die beim sitzenden Vogel den Eindruck eines gelben Strichs vermitteln.

Wenn man sie nicht sieht, kann man sie dafür oft sehr gut hören: Der Ruf ist ein markant lang gezogenes „Grrrrrrrrrrüüüüüüün“, der Gesang dagegen eine schnelle Folge gleich klingender Trillerlaute. Dieser erinnert ein wenig an den Bluthänfling, weist aber im Gegensatz zu diesem nicht die effektvollen „Laserpistolen“ Variationen auf. Im Flug ist fast immer der Flugruf zu hören, der wie eine abgekürzte Version des Gesangs klingt. Ansonsten hört man gelegentlich auch ein nach oben ziehendes „wjiiüüüühd!“, was man auch oft von Stieglitzen hört. Dieser Ruf wird als Alarmruf benutzt.

Über Parasiten, Ökosysteme und Feldsperlinge

Diese zwei Feldsperlings-Individuen konnte ich letztes Jahr im Juni fotografieren. Während der eine einen blätternden, gefärbten Schnabel zeigte und ansonsten fit war, zeigte sich der andere recht lethargisch und wies auch fehlende Federn am Schnabelgrund auf. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Parasitenbefall wie bspw. durch (Grab-)Milben. Das ist allerdings nicht sicher zu sagen, da es eine riesige Fülle an Parasiten gibt, die – wie überraschend – nun wahrlich keinen guten Ruf genießen.

Dabei zeigt die neuere Forschung, vor allem aus dem Bereich der Ökologie, dass Parasiten ein essenzieller und unabdingbarer Teil von intakten Ökosystemen sind. Sie halten Nahrungsnetze am laufen und erzeugen genug Selektionsdruck, um den Genpool fit und wehrhaft zu halten. Kein Wunder, denn wie man heute annimmt, müssen sich potenzielle Wirte schon seit ca. 500 Millionen Jahren mit parasitischen Lebensformen herumschlagen. So sagen Ökologen wie bspw. Peter Hudson von der Penn State University auch, dass ein gesundes Ökosystem auch reich an Parasiten ist.

Wir Menschen, die gut und gerne heutzutage 80 Jahre und älter werden, haben an ein gesundes Leben natürlich auch andere Maßstäbe. Die meisten Singvögel allerdings leben bis auf Ausnahmen i.d.R. nur 2-5 Jahre.