Im Sonnenschein dösen

Mit Beginn der Brutzeit war am Schlafplatz statt zwei beisammen sitzender Waldkäuze, nur noch einer zu sehen, was den begründeten Verdacht nahelegt, dass hier das Männchen sitzt und das Weibchen in der Höhle brütet. Im Gegensatz zum Stereotyp der gruseligen, nächtlichen Wesens der Eulen gelten tatsächlich alle Arten als ausgesprochen sonnenhungrig und lassen sich am Tageseinstand gerne die Sonne auf den Bauch scheinen.

Auch wenn es innerhalb der Eulen viele Übereinstimmungen bspw. in der Anatomie gibt, kann man viele Aussagen zu Sinnesleistungen oder zur Verhaltensbiologie von Eulen nicht verallgemeinern, da verschiedene Eulenarten ausgesprochen unterschiedliche ökologische Nischen besetzen und sich entsprechend unterschiedlich an die dortigen Bedingungen adaptiert haben. Zeit dazu hatten sie genug, denn Eulen sind nach aktuellem Wissensstand eine sehr alte Ordnung, deren ältestes Fossil sich auf ein Alter von 65 Mio. Jahren zurückdatieren lässt! Und nicht nur das, alle heutigen Nachfahren lassen sich auf diese Ur-Eule zurückführen – Die Eule wurde von der Evolution also nur einmal entwickelt. Das ist anders als bspw. bei den Falken, deren Ähnlichkeit zu den Greifvögeln auf konvergenter Evolution basiert, sich also ähnliche Adaptionen an ähnliche Bedingungen nochmals neu entwickelt haben, sie aber nichts mit den eigentlichen Greifvögeln zu tun haben.

Damit zurück zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden bei den Eulen, wovon es reichlich gibt. Das friedliche Beisammenschlafen der Waldkäuze am Tag bspw., wie in einem älteren Beitrag auf Fotos zu sehen, zeigt sich nur bei Arten, welche ganzjährig ein Revier besetzen und monogam leben so wie Steinkauz und Waldkauz. Absolut unvorstellbar wäre dies bei Arten wie dem Sperlingskauz, deren Partner sich selbst zur Brutzeit weitgehend aus dem Weg gehen und die das ganze Jahr über sehr aggressiv ihr Revier gegenüber Artgenossen verteidigen.

Beim genauen Blick

Bei einer Runde heute hat sich zwischen Buschwindröschen, Gelben Windröschen und Gefleckter Taubnessel auch vereinzelt das Frühlings-Fingerkraut der ersten beiden Fotos gezeigt (Potentilla neumanniana). Die Fingerkräuter (Potentilla spec.) lassen sich meist aufgrund ihrer typischen Blattform schon beim ersten Blick bis zur Gattung bestimmen. Das gilt nun wahrhaftig nicht für alle gelben Blüher – Ich sag’ nur Korbblütler

Hier an der Saale gibt es einige Ecken mit schönen heimischen und standorttypischen Gehölzen, darunter auch die seltene Flatter-Ulme (Ulmus laevis) oder wie hier auf dem Foto die knospende Feld-Ulme (Ulmus minor). Ganz ohne Grund habe ich sie natürlich nicht abgesucht und nochmal, bevor die Blätter sprießen, nach Zipfelfalter-Eiern gesucht und bin fündig geworden. Das letzte Foto zeigt ein Ei vom Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) bzw. ein leeres Ei, denn die Raupe hat es bereits verlassen. Ei-Fund zu Ostern – So muss das sein

Unscheinbar im Blattwerk

…ist dieser Fitis im Juni herumgeturnt. Zum Glück hat er mit seinem Gesang auf sich aufmerksam gemacht, da war dann gleich klar, was da zwischen Blättern herumhuschte. Während seine Zwillingsart Zilpzalp schon im ganzen März zu hören war, muss man sich beim Fitis immer etwas mehr gedulden: Als Langstreckenzieher kommt er frühestens ab Ende März zu uns zurück.

Langstreckenzieher heißt in dem Fall, dass dieser gerade einmal 6,5-12g leichte und 17-22cm kurze Vogel je nach Lage zwischen 6.000-13.000km zurück legt, um zu den Winterquartieren südlich der Sahara bzw. wieder zurück zu gelangen! Die Hauptzugroute mitteleuropäischer brütender Fitise geht über die Südwest-Route bei der Straße von Gibraltar.

Zur Unterscheidung von seiner Zwillingsart habe ich hier bereits einiges geschrieben.

Bei dem Wetter die Höhle verlassen?

Ende März bei etwas Niesel war aus einer älteren Rotbuche ein Klopfen zu vernehmen, aber nichts zu sehen. Nur der Eingang einer Schwarzspechthöhle war zu sehen – Und ein langer Schnabel, der sich kurz darauf heraus geschoben hat Hier war nämlich das Schwarzspechtmännchen fleißig zugange, um das Höhleninnere weiter auszubauen.

Schwarzspechte denken und planen auch langfristig. Sie können nicht nur mithilfe der Klopf-Resonanz erkennen, welche Bäume von innen faulen und sich für Höhlen eignen würden, sondern bereiten diese Bäume über Jahre und teilweise Generationen vor. Dazu hacken sie sogenannte Initialhöhlen in den Splint: Die intakte und harte Hülle um den faulenden Kern. Denn dort ist das Holz bevorzugter Bäume, vor allem Buchen, auch für den Schwarzspecht noch zu hart bzw. zu aufwendig herauszuschlagen. Durch diese kleinen Löcher dringen Feuchtigkeit und Pilze ein und machen das Holz weicher. Nach einigen Jahren und Nachbesserungen, entsteht irgendwann eine richtige Höhle daraus. Das Prozedere kann sich bis zu 5 Jahre hinziehen! Zudem bauen sie sich auch Schlafhöhlen, die nicht der Brut, sondern zum Nächtigen und als Schutz bei Unwetter dienen.

Die beständigen Höhlen mit Regenschutz oben und Wasserablauf unten werden oft mehrere Jahre benutzt und wenn nicht bzw. nach der Brut stehen Nachmieter schon Schlange: Bereits Stunden nach dem Flüggewerden der jungen Schwarzspechte, nehmen bspw. Hohltauben die Höhle für ihre Brut in Beschlag. Neben den erwähnten Hohltauben gehört der Raufußkauz zu den Arten, die ganz explizit auf das Vorhandensein von Schwarzspechthöhlen angewiesen sind und ansonsten gar nicht zur Brut schreiten. Insgesamt sind es um die 60 Arten, die explizit oder in besonderem Maße von diesen Höhlen abhängig sind, darunter Schellenten, Dohlen und Baummarder.