Rabenkrähe

Schaut euch diese Knopfaugen an – ist sie nicht herzallerliebst?
Umgangssprachlich werden ja allerhand Begriffe wie Rabe oder Krähe durcheinandergewürfelt, deshalb bringe ich mal etwas Licht in die Sache unserer schwarzgefiederten Freunde. Dies hier ist die Rabenkrähe, nicht zu verwechseln mit dem waldbewohnenden und viel größeren Kolkraben.

Streng genommen ist diese Art hier eine Aaskrähe. Die schwarze Morphe, wie hier auf den Fotos, bezeichnet man als Rabenkrähe und kommt westlich der Elbe vor. Die Morphe mit grau-beiger Befiederung bezeichnet man als Nebelkrähe und diese kommt eher östlich der Elbe vor. In Städten wie Leipzig oder Berlin (oder anderen, welche ungefähr bei diesem Längengrad liegen) hat man das Glück, beide Morphen sehen zu können. Weiter östlich bzw westlich davon, nur die jeweils dort heimische.


Die Taxonomen haben lange darüber gestritten, ob man sie nicht zumindest als separate Unterarten führen sollte. Studien haben allerdings gezeigt, dass sich beide Morphen problemlos miteinander verpaaren können und noch wichtiger: genetische Untersuchungen haben ergeben, dass für das unterschiedliche Aussehen tatsächlich nur wenige einzelne Gene verantwortlich sind. Also bleibt es dabei: Rabenkrähe und Nebelkrähe sind 2 Morphen der gleichen Art, der Aaskrähe.

So ungefähr einmal im Jahr fällt einigen Leuten, nicht ohne gewissen Unmut, auf, dass die Krähen doch ungemein zugenommen hätten und es immer mehr hier werden. Das liegt daran, da Raben- und auch Saatkrähen, die im Norden Europas ihre Brutgebiete haben, im Winter zu uns kommen, um hier zu überwintern. Das scheint eine recht unbekannte Tatsache zu sein.

Denn es ist weniger von einer Art, sondern vielmehr vom individuellen geographischen Brutgebiet abhängig, ob ein Vogel zu den Standvögeln oder Zugvögeln zählt. So gibt es auch viele Arten, die bei uns zwar als Zugvögel gelten, im Mittelmeerraum allerdings als Standvögel.

Dadurch kommt es, dass wenn unsere Rabenkrähen hier bleiben und noch Besuch aus dem hohen Norden kommt, plötzlich sehr viele Krähen hier zu sehen sind.

Fotografisch fand ich es hier in der Bearbeitung mal reizvoll mit Schwarz/Weiß und leichten Tönungen zu arbeiten, da die Krähen, zumal im Schwarm, so herrliche Kontraste hergeben.

An dieser Stelle noch einige stimmungsvolle Bilder: Rabenkrähen im Abendlicht. Außer Bild Nr.3: Dort seht ihr die ultimative Coolness. Ich meine, Fliegen zu können, ist schon cool, aber sich beim Fliegen auch noch ganz entspannt mit seinen scharfen Krallen am Auge zu kratzen – sehr lässig oder auch fahrlässig

Hier eine Rabenkrähe, die sehr beschäftigt auf der Wiese unterwegs war. Ein paar augenzwinkernde Anmerkungen dazu
Bild 1: Die Sache ist ernst (Der Blick erinnert mich an meinen Lieblingscartoon von False Knees

Bild 2: Die Lage sondieren


Bild 3: Mal kein Quatschkommentar, denn hier sieht man einmal schön die Nickhaut – ein drittes, bewegliches Augenlid, das die meisten Wirbeltiere und speziell alle Vögel, haben.


Bild 4: Das Blatt muss weg! Es könnte ja eine Nuss darunter liegen…

An einem warmen Junitag hat sich diese Rabenkrähe die Zeit ähnlich wie auch wir, mit einem schönen Strandspaziergang vertrieben. Sie hatte allerdings weder Artenkartierung noch Fotos im Sinn, sondern -wie sollte es anders sein – die Suche nach Fressbarem. Gefunden hat sie dann wohl eine angespülte Muschel, an der sie sich gütlich tun konnte.

Über Rabenkrähen kursieren viele, teils emotional eingefärbte, Unkenntnisse über den Bestand und die Verhaltensbiologie. So schlafen zwar Brutpaare und Nichtbrüter oft im gleichen Baum und treffen sich dazu an Versammlungsplätzen und auch die einfliegenden Winterschwärme suggerieren ein machtvolles Kollektiv; in Wahrheit jedoch sind sich Brutpaare – die übrigens ganzjährig ein Revier halten und dies auch gegenüber Artgenossen verteidigen – und Nichtbrüter absolut spinnefeind.

Von einer Brut gehen nach Auswertung mehrerer langjähriger Studien 60-70% aller Jungkrähen verloren. Interessanterweise hauptsächlich durch die erwähnten Nichtbrüter der eigenen Artgenossen. Der Krähenbestand reguliert sich daher nach Auffassung von Biologen selbst. Ironischerweise führt eine Bejagung von Rabenkrähen daher dazu, dass es für Brutpaare oft weniger Prädationsdruck von den eigenen nichtbrütenden Artgenossen gibt und somit der Reproduktionserfolg dank der Bejagung erhöht wird. Rabenkrähen sind aber auch keine Kinder der Traurigkeit: Falls der Partner doch sterben sollte, dann fungiert der Nichtbrüter-Bestand als Reserve und dort findet sich innerhalb kurzer Zeit ein neuer Partner.

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