Rauchschwalbe

Sie sind an ihrer dunkelroten Kehle und vor allem den langen, gegabelten Schwanzspitzen gut von anderen Schwalben, wie bspw. der Mehlschwalbe, zu unterscheiden. Diese allseits bekannten fliegenden Draufgänger verbringen ihren Winter in Afrika.

So wie auch die anderen Schwalben fliegen sie gerne wie irre im halsbrecherischen Zick-Zack-Flug über Felder, immer auf der Jagd nach Insekten wie Mücken und Fliegen.

“Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer” – Zum Glück haben wir hier gleich 3 junge Rauchschwalben, die auf eine Essenslieferung der Eltern warten Früher wurden sie vor allem von der Landbevölkerung als “Stallschwalben” bezeichnet, da sie ihre Lehmnester gerne innerhalb von Viehställen gebaut haben – die Mehlschwalbe baut lieber draußen. Auf dem letzten Foto sieht man noch ein ruhendes adultes Individuum.


Ich hatte das Konzept von Beobachtungshütten immer dahingehend verstanden, dass Menschen darin, ohne Störungen zu verursachen, die Vögel draußen beobachten & fotografieren können. Den Rauchschwalben war das allerdings ziemlich egal.

Sie haben sich auch nicht von den anwesenden Leuten stören lassen und sind auch in halsbrecherischen Manövern und vollem Tempo durch die Fenster der Hütte geflogen, um auf den Balken zu landen. Ich hatte so manchmal Sorge, dass sie mir in die große Sonnenblende meines Teleobjektivs fliegen – was natürlich nicht passiert ist. Als insektivor lebende Vögel haben Rauchschwalben eine außerordentlich gute Reaktion und Sehkraft.

Beeindruckend war es, diese häufigen Allerweltsvögel tatsächlich mal ganz nah ansehen zu können. Sie haben noch filigraner und kleiner als sonst gewirkt. Auch der bekannte Gesang mit dem markanten Schnurren (trrrrrrrrr) klang aus nächster Nähe anders: Man hat noch mehr Details und Untertöne heraushören können. Die Fotos sind entsprechend mit dem typischen immer-drauf-Objektiv bei 85mm entstanden.

Für Landwirte mit altem Gehöft oder auch Dorfleute mit alten Ställen, ist das sicher nichts besonderes: Rauchschwalben sind bekannt dafür, innerhalb von zugänglichen Gebäuden zu brüten. Gerade auf dem Land werden sie deswegen auch oft als Stallschwalben bezeichnet.

Unsere brütenden Rauchschwalben bleiben im Sommerhalbjahr recht lange hier – mit durchschnittlich 23 Wochen länger als viele andere ziehende Singvögel. Dadurch, dass sie quasi nebenbei beim Fliegen nach Insekten jagen können, müssen Rauchschwalben auf dem Zug keine größere Rastpausen zur Stärkung einlegen.

Diese juvenile Rauchschwalbe bettelt unermüdlich nach Futternachschub, während die Eltern auf der Jagd sind. Dass dabei eine Fliege auf ihr herumkrabbelt, macht die Situation schon unfreiwillig komisch – allerdings gehört die Fliege wahrscheinlich zu einer Art der Lausfliegen, die verschiedene Tiere – einige Arten Schwalben u.ä. – parasitieren können. Dieses hier hatte sich aber nicht festgesaugt. Ironisch bleibt es allemal, dass ein rein insektivor lebender Vogel ausgerechnet von einem Insekt bekrabbelt und ggf parasitiert wird

Die Zeit, in der Jungvögel zwar flügge, aber noch nicht selbstständig sind und weiter von den Eltern versorgt werden, nennt man die Bettelflugphase.

An diesem Junitag war hier ein Rauchschwalbenbrutpaar damit beschäftigt seinen nimmersatten Nachwuchs vor allem mithilfe von Azurjungfern und Pechlibellen zur Ruhe zu bringen. Witzig ist die eine Aufnahme, in der das Elterntier seinem bettelnden Kind entgegenruft; vielleicht ja so etwas wie: “Nun gib mal Ruhe, du hattest erst vor 5 Sekunden eine letzte Mahlzeit!” Auf einer weiteren Aufnahme, ragt sogar noch die letzte Libelle aus dem Schnabel des vorderen Kükens hervor, aber wenn das Geschwisterchen etwas bekommt, dann möchte man natürlich trotzdem noch einmal was haben

Die ersten Schwalben kann man vereinzelt schon im März sehen, je nach Wetterlage ist das Gros bis Ende April, Mitte Mai wieder hier. Meist gibt es bei ihnen 2 Jahresbruten, bei sehr guten Bedingungen auch mal 3 mit einer Gelegegröße von 3-6 Eiern. Und wenn der Nachwuchs dann wird es für die Eltern erst richtig stressig wie man auf den Fotos erahnen kann.

Nicht nur an der Vogelbeobachtungshütte, sondern auch in selbiger, hat uns diese Rauchschwalbe im Juni besucht. Das war nicht ganz grundlos, da sie im Gebälk der Hütte ein Nest hatte. Glücklicherweise sind Rauchschwalben nicht gerade scheue Vögel und so konnte jeder mit der Anwesenheit des anderen leben – Auch, wenn man beim Einflug öfter mal Angst hatte, dass man gleich eine Schwalbe gegen den Kopf bekommt Für ein kleines Shooting auf einem Ast vor der Hütte war dann auch noch Zeit.

Der Bau des Napfnestes aus Lehm und Stroh geht mit einer Dauer von durchschnittlich 8-12 Tagen recht flink vonstatten. Es wird für die Schwalben aber zunehmend schwieriger bei immer mehr Versieglung noch passende Schlammflächen zu finden. Der starke Negativtrend seit den 70ern wird aber vor allem mit Nahrungsmangel erklärt, der seine Ursache im Insektenschwund durch Pestizideinsatz und Intensivierung der Landwirtschaft hat. Auch die Ausbreitung von Ballungszentren und mitunter das gezielte und illegale Entfernen von Nestern setzen den Schwalben in Kombination mit weiteren Faktoren (Gefahren auf dem Zug, moderne Bauten ohne Brutmöglichkeiten etc.) zu.

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