Rohrweihe

Während (Mäuse)Bussard, (Turm)Falke & Co auch der breiten Bevölkerung bekannt sind, ist eine komplette Gattung hier heimischer Greifvögel aufgrund drastischer Bestandseinbußen sehr unbekannt geworden: Die Weihen.


Hier zeige ich euch die häufigste unserer 3 Weihen-Arten, die Rohrweihe. Bei dem Individuum auf dem folgenden Foto es sich um ein adultes Männchen.


Der Name deutet es an: die Rohrweihe ist an ruhigen Gewässern mit hohen Schilfbeständen zu finden. Wie auch die anderen Weihen, sind sie tolle Flugkünstler und ausnahmslos Bodenbrüter. Letzteres hat auch in Verbindung mit unserer modernen Landwirtschaft zur aktuellen Bedrohungssituation aller Weihen geführt.

Im Vergleich zum häufigen Mäusebussard ist die Rohrweihe ca. 10 Mal seltener anzutreffen. Die größten Chancen, die schönen Rohrweihen zu sehen, hat man im Bereich von Seen und Flussauen, wo es Schilfbestände gibt.

Hier ein weiteres männliches Individuum:

Von allen europäischen Weihen ist die Rohrweihe ist größte und dabei ein klein wenig größer als ein Mäusebussard; dabei jedoch merklich schlanker in der Gestalt und eleganter von der Silhouette und dem Flugbild. Bis auf die südeuropäischen Individuen sind Rohrweihen bei uns Zugvögel, die teilweise im Mittelmeerraum, die meisten jedoch in Afrika, überwintern.

Folgend sieht man ein noch ein weibliches Individuum.

Ab Ende März bis Mitte April kann man die Rohrweihen wieder sehen.

Während der Brutzeit kündigt sich das Männchen laut rufend an, wenn es sich dem Nest nähert. Dies ist dann das Zeichen für das Weibchen zum Aufsteigen, denn die Beuteübergabe erfolgt in der Luft. Als elegante und gekonnte Flieger – man beachte die schlanken und langen Flügel – haben Rohrweihen bei der Jungenaufzucht nämlich ihr ganz eigenes Ritual zur Beuteübergabe: Das Männchen lässt die Beute fallen, sobald seine Partnerin in der Nähe ist und diese fängt die Beute mitten im Flug auf.

So läuft auch später die Beuteübergabe mit den flüggen Jungvögeln in der sogenannten Bettelflugphase. Das klappt natürlich nicht auf Anhieb und muss geübt werden, ist aber ein gutes Training für den Nachwuchs, denn nach nicht einmal einem Monat (ca 20 Tage) weiterer Fürsorge, sind sie auf ihr eigenes Können bei der Jagd angewiesen.

Die ersten Fotos zeigen ein noch jüngeres Weibchen, das letzte ist ein adultes Männchen, welches vom Wegesrand gestartet ist. Immerhin hat es noch für ein scharfes Foto gereicht – wenn auch von hinten

Die beiden Fotos hier zeigen einen Rohrweihen-Terzel bei der Nahrungssuche. Typischerweise fliegen (Rohr)Weihen bei der Nahrungssuche recht dicht und oft geradlinig über Schilf- und Wasserflächen sowie angrenzenden offenem Gelände wie Wiesen und Felder. So kann man schon aus der Ferne am Flugverhalten sehen, dass hier gerade eine Weihe fliegt.

Der Speiseplan der Rohrweihe ist recht umfangreich und reicht von Insekten über Amphibien, Reptilien, Fischen, kleinen Säugern bis zu Vögeln. Die Hauptnahrung setzt sich dabei aus (jungen) Vögeln und Kleinsäugern zusammen.

Bei dem folgenden Foto der männlichen Rohrweihe aus dem Juni fällt auf, dass die Unterflügeldecken sehr weiß sind und nicht wie üblich viele rostbraune Farbtupfer aufweisen. Auch ist von der dunklen, getupften Binde am Flügelhinterrand nicht (mehr) viel zu sehen; Bauch und Hals zeigen viele helle Zwischenräume. Kurzum, dieses Männchen gibt einen deutlich helleren Gesamteindruck von sich als üblich und bei Rohrweihenmännchen ist das ein Zeichen für ein fortgeschrittenes Alter.

Wobei diese Aufhellung nicht das Ende der Fahnenstange zeigt; richtig alte Männchen können reinweiße Unter- und Oberflügeldecken zeigen, nicht einmal mehr Reste eines Flügelhinterrandes und auch wesentlich weniger Farben an Bauch und Hals.

Da wir schon so ungeniert übers Alter sprechen, wie schaut es da mit der Lebenserwartung aus? Nun, das älteste in freier Wildbahn per Ringfund bestimmte Individuum, hat es auf über 16 Jahre gebracht. So ein hohes Alter bleibt aber nur den aller wenigsten Rohrweihen vergönnt.

Rohrweihen sind nicht nur in Gewässernähe zu beobachten, sondern bauen ihr Bodennest auch in Ufernähe, da sie es in dichten Schilfbeständen anlegen. Am Nestbau, für den Schilfrohr eingebracht wird, beteiligen sich beide Geschlechter des Brutpaares gleichermaßen. Allerdings legt sich das Männchen oft einen weiteren Platz an, der als Ruhe- und Futterplatz dient. Das Foto zeigt ein weibliches Individuum.

Auf einer weiten Vernässungsfläche in der Nähe extensiv genutzter Weiden, haben sich auch die Rohrweihen im Juni blicken lassen. Das Foto zeigt ein schönes adultes Weibchen mit der für weibliche Individuen typischen Maske, die etwas an Jungvögel erinnert, dabei aber nicht ganz so kontrastreich und sauber wirkt. Außerdem zeigen die hellen Anteile der Gesichtsmaske bei jungen Vögeln viele Orangetöne.

Noch im 2. Kalenderjahr weisen vorjährige Jungvögel eine sehr dunkle Iris auf, die sich im weiteren Verlauf aufhellt und bei Weibchen im adulten Stadium von Braun bis so wie hier, sehr ähnlich den adulten Männchen, hellgelb reicht.

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