Zaunkönig

Der Zaunkönig macht seinem Namen alle Ehre: Er kommt zwar nicht nur auf Zäunen vor, sondern vor allem im Wald, aber dieser Winzling führt sich tatsächlich wie der König auf. Er hüpft wild von Links nach Rechts und macht einen Krawall, als wäre er x-mal größer. Dass er dabei regelmäßig einen Knicks macht und seinen Schwanz nach oben aufstellt, vollendet dieses irrwitzige Schauspiel noch.

Der König hinterm Zaun – daher wohl der Name? . Das Entdecken ist bei den kleinen Hektikern gar nicht so einfach. Meist hört man sie im Gestrüpp, am Totholz an Uferböschungen oder in Bodennähe in Hecken und Sträuchern entweder rufen oder rascheln. Dann heißt es aufmerksam auf eine Bewegung zu achten – wenn man ihn dann gesehen hat, ist er meist schon wieder im Gestrüpp verschwunden. Aber manchmal klappt es dann doch mit einem Foto.

Schon der adulte Zaunkönig ist mit seinen 8-12g Gewicht wahrlich kein Riese, auch wenn er dies mit vollem Einsatz beim Rufen und Singen zu Kompensieren versucht Hier haben wir auf den ersten 3 Fotos einen juvenilen Zaunkönig aus dem Juni und auf dem letzten Foto noch eines der beiden Elterntiere.

Diesen Zaunkönig mit Nistmaterial im Schnabel konnte ich diesen April an der Saale ablichten. Im Habitat benötigen sie dichten Bewuchs für ihr bodennahes Nest als auch für ihre Nahrungssuche, die ebenfalls dort zu finden sind: verschiedene kleinere Insekten, Spinnen, Gliederfüßer usw. Als Habitat selbst kommen Wälder, Gärten, Parks als auch Uferbereich (Flüsse, Seen, Teiche) in Frage. Wichtig ist dichtes Unterholz und viele Sträucher, Büsche u.ä.

Die Männchen bauen mehrere Wahlnester und die Zaunkönigin sucht sich dann eines der Nester aus.

Auf dem dritten Foto kann man sehen, was der kleine Zaunkönig wohl vom Fotoshooting hielt Es war ein eisiger Tag Mitte letzten Novembers und hauptsächlich solche kleinen Vögel sind von lang anhaltenden tiefen Temperaturen gefährdet, da sie ein ungünstiges Verhältnis von kleinem Körpervolumen zu großer Körperoberfläche haben.

Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass Vögel im Winter wegen der Kälte ziehen – tatsächlich geht es (wie bei Winterschlaf haltenden Säugern) ausschließlich um die Verfügbarkeit von Nahrung. Die meisten Vögel sind ausreichend gegen Kälte isoliert und haben im Gegensatz (bisher wurde das bei Meisen bewiesen) die Möglichkeit ihre Mitochondrien-Zahl bei Kälte einfach zu erhöhen. Zudem besitzen sie auch welche in den Blutzellen – Dieses Heizsystem haben wir Menschen nicht. Der Zaunkönig gehört wie auch die Goldhähnchen, Schwanzmeisen und Baumläufer zu den kleinen Vogelarten, die ihren Wärmeverlust im Winter dadurch kompensieren, dass sie sich an einem geschützten Schlafplatz mit Artgenossen zusammenkuscheln. Da ist dann sogar der kleine, revierstarke und vorlaute Zaunkönig mal ruhig

Als Weichfresser ist der Zaunkönig nicht ein ganz so breit aufgestellter Generalist wie bspw. die Kohlmeise, aber auch kein reiner Spezialist. Während er im Sommerhalbjahr hauptsächlich nach kleinen Gliederfüßern (Insekten, Spinnen) pickt, muss er im Winter deren Larven bzw. Eier ausfindig machen und kommt auch nicht drum herum vegetarische Kost wie Beeren, kleine Sämereien usw. zu suchen. Mit hartschaliger Kost wie Sonnenblumenkernen oder Nüssen kann er allerdings nicht viel anfangen.

Und so schafft er es auch bei uns durch den Winter, denn die meisten unserer Zaunkönige bleiben hier.

Als ich letzten November wegen Wintergästen in einem Gebiet mit Kiesgruben-Gewässern war, ist der Zaunkönig neben mir gelandet. Oft sieht man nur etwas braunes am Boden herumhuschen – tatsächlich erinnert er damit oft eher an eine Maus als einen Vogel. Man findet ihn nie weit oben in Bäumen, dafür in gut strukturierten Wäldern im Unterholz und auch sehr oft in Ufernähe zwischen Vegetation, Totholz und Wurzeln.

Hören kann man ihn aber sehr oft und leicht, da er zum Einen sein Revier mit einem komplexen sowie lautem Gesang verteidigt und darin immer ein markantes Schnarren zum Besten gibt (trrrrrrr), man zum Anderen auch oft seine harten und lauten Rufe hören kann: tek-tek-tek. Bei besonders großer Erregung oder Störung, können diese Einzelrufe auch zu einer pausenlos ratternden Reihe verschmelzen. Man könnte auch sagen, dass seine Rufe wie eine härtere und lautere Version vom weichen Rotkehlchen-Ticksen klingen.

Letztes Jahr waren wir bei den Lauenburgischen Seen in einem Moorwald-Gebiet. Neben den allgegenwärtigen Mücken, hat auch ein Habicht einmal von sich hören lassen. Kurze Zeit danach gellte ein einzelner schauriger Schrei aus größerer Entfernung durch den Wald: Ein Kranich; sicher irgendwo in abgelegenen Ecke am Brutplatz. Und dann war da neben dem Weg plötzlich Bewegung im Unterholz und die schaurigen Tiere entpuppten sich als

zuckersüße Zaunkönig-Kinder!

Auf den letzten Bildern sieht man adulte, die eifrig mit der Nahrungssuche beschäftigt waren und überall sind die jungen Zaunkönige durch die Gegend geklettert oder kurz über dem Boden wie fliegende Mäuse geflogen.

Die Motzkugel! Die Rede ist natürlich vom Zaunkönig, der auch im Winter von sich hören macht, denn ähnlich wie das Rotkehlchen verteidigt er auch im Winter ein Revier und nutz dazu sein – verdammt lautes – Stimmorgan. Wie passend, dass man ihn im Niederländischen Winterkoning nennt; den Winterkönig!

Kommentare sind geschlossen.